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Geld für fossile IndustrieBanken steigen wieder in die Kohle ein

Geldinstitute investieren weltweit 2024 verstärkt in den fossilen Brennstoff. Diese Trendumkehr heizt den Klimawandel an.

das Harrison-Kraftwerk verbraucht jährlich etwa 5 Millionen Tonnen Kohle Foto: Justin Lane/epa

Berlin taz | Die größten Banken weltweit steigen wieder verstärkt in Kohleprojekte ein – und heizen damit die Klimakrise an. Im vergangenen Jahr haben 650 Geschäftsbanken weltweit Kohleunternehmen mit 130 Milliarden US-Dollar finanziert. 2023 waren es noch 123 Milliarden US-Dollar gewesen. Von einer „gefährlichen Trendumkehr“ spricht der Bankenbericht „Still Banking on Coal“, den am Dienstag mehr als 24 Nichtregierungsorganisationen weltweit herausgegeben haben, darunter auch die deutsche Urgewald.

Bei der Klimakonferenz in Glasgow hatten sich 2021 Regierungen von 197 Ländern auf einen Ausstieg aus der Kohleverbrennung geeinigt. Viele Banken versprachen gleichzeitig, ihre Portfolios von fossilen Brennstoffen zu befreien. „Es ist, als hätte es Glasgow nie gegeben“, sagt Katrin Ganswindt, Urgewald-Finanzexpertin.

Die 13 größten Kohlebanken weltweit kommen aus China und agieren nur dort. Seit 2022 haben sie den Sektor mit mehr als 248 Milliarden US-Dollar unterstützt.

Während das in diesem Bereich größte Institut namens CITIC im vergangenen Jahr über 12 Milliarden US-Dollar in Kohleprojekte pumpte, folgt die erste Bank aus dem Westen, die Bank of America, erst auf Platz 14 mit etwa 2,5 Milliarden US-Dollar.

Größter Kohlefinanzierer aus dem Westen auf Platz 14

Der größte Kohlefinanzierer aus Europa ist laut dem Bericht die britische Barclays Bank auf Platz 27 mit 1,4 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Die Deutsche Bank (Platz 44) hat ihre Kohlefinanzierung laut Urgewald seit 2022 mehr als verdoppelt – auf 987 Millionen US-Dollar im Jahr 2024. Besonders brisant: Als einzige europäische Bank beteiligte sie sich an einem Milliardenkredit für das umstrittene US-Energieunternehmen Peabody.

Im November 2024 hatte Peabody Energy die Kohleanlagen des südafrikanischen Unternehmens Anglo American erworben. „Was muss ein Unternehmen überhaupt machen, damit es kein Geld mehr von der Deutschen Bank bekommt?“, fragt Urgewald-Campaigner Philipp Noack. Peabody mache 95 Prozent seines Umsatzes mit Kohle. Dennoch sei die Deutsche Bank mit 474,1 Millionen US-Dollar im Jahr 2024 der weltweit zweitgrößte Geldgeber von Peabody gewesen. „Das ist kein Deal, das ist ein Offenbarungseid“, so Noack.

„Die in dem Report genannten Summen können wir nicht nachvollziehen“, sagte dazu ein Banksprecher der taz. Im erst vor wenigen Wochen veröffentlichten NGO-Bericht „Banking on Climate Chaos“ sei der deutsche Marktführer „in Bezug auf fossile Finanzierungen“ von Platz 22 (2023) auf Platz 23 (2024) weltweit „gefallen“. In den vergangenen zehn Jahren habe „die Deutsche Bank ihr Engagement in CO2-intensiven Sektoren reduziert“. Urgewald betonte dazu, seine Zahlen seien richtig, weil eine größere Datenbasis herangezogen worden sei.

Ähnlich die Nummer 2 in Deutschland, die Commerzbank: Das Geldinstitut hat seine Kohlefinanzierung laut dem Bericht von 213 Millionen US-Dollar im Jahr 2022 auf 191 Millionen im Jahr 2023 reduziert – um sie dann deutlich im Jahr 2024 zu erhöhen, um 118 Prozent auf 417 Millionen US-Dollar.

Europäische Banken haben die Kohleindustrie laut dem Bericht seit Glasgow insgesamt mit 20 Milliarden US-Dollar versorgt. Die größten Kohlebanken in Europa sind die britische Barclays (4 Milliarden Dollar), die Deutsche Bank (2 Milliarden), BNP Paribas aus Frankreich (1,5 Milliarden), die SchweizerUBS (1,3 Millliarden) und Santander aus Spanien (0,9 Milliarden).

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1 Kommentar

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  • Ausgerechnet die Banken sollen das Klima retten? Das hieße ja, über den Tag und die heutige Rendite hinauszudenken. Eindeutig zu viel verlangt von den Nieten in Nadelstreifen.