Trendsport Padel: Der Schläger, den die Kicker lieben
Es ist die am schnellsten wachsende Sportart der Welt. Der Racket-Sport Padel mausert sich zur coolen Tennis-Alternative.
Eine alte Industriehalle direkt an der Spree im Berliner Stadtteil Lichtenberg, außen zugebombt mit Graffiti, innen gewaltige Stahlträger und unverputzter Beton. Man befindet sich hier in Berlins erster reinen Indoor-Anlage für Padel, eine Rückschlagsportart, die in Deutschland aktuell noch ein wenig unter dem Wahrnehmungsradar läuft. Doch das soll sich nun nicht ändern, nein, das wird sich ändern. Und zwar gewaltig.
Marc Klopp, Geschäftsführer der Anlage und selbst begeisterter Padelspieler, sagt, Padel sei schon seit Jahren die am stärksten wachsende Sportart weltweit. Ursprünglich aus Südamerika kommend, habe sie längst Spanien erobert und inzwischen, „an Deutschland vorbei“, auch in Skandinavien einen riesigen Boom ausgelöst.
Tatsächlich ist Padel, das gerne als eine Mischung aus Tennis und Squash beschrieben wird, in Spanien und Schweden innerhalb kurzer Zeit vom Rand- zum Volkssport geworden. In beiden Ländern gilt es sogar als inzwischen beliebteste Sportart nach König Fußball. In Schweden mit seinen etwa zehn Millionen Einwohnern gibt es etwa 3.000 Padelcourts. In Deutschland aktuell gerade mal 280. Was gut zeigt, welches Entwicklungspotenzial es hierzulande mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gibt. Und weswegen Klopp nun seit Ende letzten Jahres seine Halle betreibt. Und nebenbei in anderen deutschen Städten bereits nach weiteren Padelstandorten fahndet.
Jürgen Klopp, Fußballtrainer und Padel-Testimionial
Und das als Geschäftspartner seines sehr berühmten Vaters, der auch längst dem Padelsport verfallen ist und dessen Unterschrift auf einem Padelschläger prangt, den er hervorkramt. Das Modell „Jürgen Klopp“ gehört eher zu den teureren Schlägern, die man so kaufen kann, und stammt von einer bekannten Marke, die im Bereich Tennis groß geworden ist und nun auch verstärkt auf Padel setzt.
Und kommt in den Farben Schwarz und Gelb daher, also den Vereinsfarben von Borussia Dortmund, während der Knauf so rot ist wie die Heimtrikots des FC Liverpool, bei dem Jürgen Klopp einer der weltweit bekanntesten Fußballtrainer geworden ist. „Im Spanienurlaub haben mein Vater und ich Padel kennen und lieben gelernt“, sagt Marc Klopp. Und nun lässt sich auf der Homepage für seine Halle sein Vater mit den Worten zitieren: „Neben Fußball ist Padel das beste Spiel, das ich je gespielt habe.“
Weltmeister kommen aus Argentinien
Die Verbindung von Jürgen Klopp zu Padel ist dabei weit weniger exotisch, als man meinen könnte. Immer mehr aktive oder ehemalige Fußballprofis spielen Padel oder investieren in den Sport. Zinedine Zidane etwa und vor allem Zlatan Ibrahimović, gerüchteweise schon über 40 Jahre alt, aber immer noch professioneller Fußballer und gesegnet mit einem legendär großen Ego. Deswegen heißen die zig Padelhallen, die er in seiner Heimat Schweden hochgezogen hat, auch ausdrücklich Padelzenter.
Mit einem Z wie Zlatan. Stefanie Steible, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Padel Verbands, gibt als Erklärung für die Padel-Fußball-Connection an, dass bei Padel, bei dem im Normalfall zwei Doppelpaarungen gegeneinander spielen, „auch die koordinativen, taktischen und die Teamfähigkeiten geschult werden.“ Damit sei das Padelspiel ein ideales Training für Fußballer. Und ob Zufall oder nicht: Die aktuellen Weltmeister kommen bei den Männern sowohl im Fußball als auch im Padel aus Argentinien.
Eine eigentlich viel auffälligere Nähe als zum Fußball gibt es bei Padel freilich zum Tennis. Ein Padelcourt ist fast so groß wie ein Einzelfeld beim Tennis, bei beiden Sportarten wird über ein Netz gespielt, und die Zählweise bei den Punkten ist dieselbe. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich nun auch der Deutsche Tennis Bund massiv für Padel interessiert. Der Sport sei imagemäßig ganz anders als Tennis, so Marc Klopp. „Tattoos, rough, Bierchen danach, cool“, das falle ihm stichwortartig zu diesem ein.
Derartige Attribute, das gibt Peter Mayer, Geschäftsführer des Deutschen Tennis Bundes, unumwunden zu, könnten auch dem altehrwürdigen und teilweise in seinen Traditionen erstarrten Tennis nicht schaden. „Wir setzen auf jeden Fall auf den Padel-Trend“, sagt er, um „neue Zielgruppen für die Tennisvereine zu erreichen.“ Padel betrachte er demnach nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum etablierten Tennis.
So gibt es nun die ungewöhnliche Situation, dass gleich zwei Bundesverbände Padel in Deutschland voranbringen wollen. Und wenn man bei beiden so reinhört, bekommt man schnell mit, dass diese gerade darum ringen, wer am Ende wirklich das Sagen haben wird. Mayer erklärt, dem DTB gehe es natürlich um eine Zusammenarbeit mit den kommerziellen Padel-Anlagen wie der der Klopps.
Oberste Priorität für ihn aber habe es, „Padel im Bereich der Tennisvereine zu entwickeln“. Dafür gebe es nun sogar eine eigene Taskforce. „Infrastrukturausbau – Deutschland ist hier noch sehr weit hintendran –, die Sportart bekannter machen, Wettkampfstrukturen ausbauen, Trainerausbildung“, das seien im Wesentlichen die vier Punkte, um die sich diese zu kümmern habe. „Wir starten jetzt“, verkündet er.
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