Trauer um Prinz Philip: „Er war der Menschlichste“
Prinz Philip habe immer gesagt, was er wollte, sagt Brian Doherty vor dem Buckingham-Palast. So wie er legen viele Brit*innen Blumen ab.

Der Prinzgemahl von Königin Elizabeth II. (94) war am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Doherty ist hier einer von vielen, die nun mit Blumen ihre Anteilnahme zeigen. Im Hintergrund laufen vor dem Palast die Royal Guards mit ihren roten Jacken, Bärenfellmützen und ihren Maschinengewehren auf und ab, auf dem Palastdach weht der Union Jack auf Halbmast.
Doherty hat sich heute extra eine schwarze Krawatte umgebunden. Er mochte den Prinzen, obwohl er vor 40 Jahren aus dem republikanischen Irland eingewandert sei, erzählt er. Seine verstorbene englische Frau sei auch eine absolute Königshausanhängerin gewesen.
Die meisten der Menschen hier am Palast stammen aus dem Londoner Bereich, was an den Lockdown-Bestimmungen liegen mag. Die Polizei steht nur beobachtend am Rande, denn alle hier halten einen sicheren Abstand, manche mit Gesichtsmasken. In etwas weiterer Distanz haben TV-Crews nebeneinander Zelte für Live-Übertragungen in alle Welt aufgebaut.
„Wir sind Royalisten“
Buchhalterpaar Pippa White, 27 und Anthony Guy, 28, aus Clapham, Südlondon, die ebenfalls Blumen niedergelegt haben, sprechen vom Verlust einer dauerpräsenten Person, die einen Teil der britischen Kultur ausgemacht habe.
Das bestätigt auch Mark Hyer, 50, der mit seinen Söhnen Eden, 21, und Shaun, 17, aus dem Dorf Elstree am nördlichen Rand Londons angereist ist. „Wir sind Royalisten“, verkündet er. Beide Söhne haben hohe Berge im Namen der Duke-of-Edinburgh-Stiftung bestiegen, welche Prinz Philip gegründet hatte, um jungen Menschen zu helfen.
Mitgenommen zeigt sich das italienische Paar Osea Mascia, 26, und Lucia Fiorante, 36, die seit sechs Jahren in London leben und dabei gelernt haben, die königliche Familie lieb zu gewinnen. „Ein Stück der Seele ist gestorben“, beschreibt es Mascia völlig niedergeschlagen. Zuletzt hätten sie sich so beim Tod David Bowies gefühlt.
Der 55-jährige Nigel Fawcett-Jones vom christlichen Seelsorgedienst der Billy Graham Evangelistic Association ist seit Freitagabend mit anderen Helfer*innen vor Ort. Er erklärt, dass es für viele Trauernde nicht nur Anteilnahme mit Prinz Philip sei, der Menschen hier vor den Palast versammele. Der Tod sei ein emotionaler Auslöser, um über all das Erlebte aus dem vergangenen Jahr zu reden.
Trauerfeier am kommenden Samstag
„Die Leute sprechen von verstorbenen Familienangehörigen und Freunden, nicht mehr bestehenden Arbeitsstellen, dem schweren Leben unter Lockdown-Bestimmungen“, sagt Fawcett-Jones. Der Tod des Prinzen vereine alle möglichen Menschen miteinander – egal, auf welcher Seite sie stünden.
Auffallend ist aber, dass am Sonntag vor dem Palast kaum schwarze Brit*innen zu sehen sind. Unklar ist, woran das liegt. Kürzlich hatte jedoch ein Interview für viel Aufmerksamkeit gesorgt, in dem Philips Enkel Harry und seine Frau Meghan über rassistische Äußerungen in der Familie gesprochen hatten.
Am kommenden Samstag soll die Trauerfeier mit nur 120 Gästen in der St.-George’s-Kapelle in Schloss Windsor stattfinden – dort, wo zuletzt Harry und Meghan geheiratet hatten. Harry soll ohne seine Gattin dazu nach England fliegen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau