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Trainerkarussel in der BundesligaDie oder der Nächste dann, bitte

Der Bundesligazirkus spielt verrückt: Schon wieder musste kein Übungsleiter entlassen werden! Ein kleiner Rückblick auf den 8. Spieltag.

Last Man Standing? Sandro Wagner Foto: dpa

S chon wieder haben 18 Übungsleiter eine neue Runde überstanden, bis Redaktionsschluss jedenfalls, jetzt schon vier Spieltage in Folge. Der Oktober könnte also zum Monat der Konstanz werden. Bislang gab es nur zwei Beurlaubungen: Gerardo Seoane in Gladbach und der Blitzabgang von Erik ten Hag in Leverkusen nach 180 Minuten Bruttocoachdauer.

Wettquoten? Für Heidenheims Frank Schmidt gibt es keine, weil er unbeurlaubbar ist seit über 18 Jahren Bankdiensten. Auch für Bayern-Coach Vincent Kompany sind Quoten innerhalb bekannter mathematischer Größen nicht darstellbar. Auf den Belgier würde eh niemand setzen, egal wie astronomisch eine Zahl wäre. In Mönchengladbach wackelten die Bayern zwar, noch dazu in Überzahl, erheblich dem Beginn einer einmaligen Ein-Spiel-Serie der Erfolglosigkeit entgegen. Satte 64 Minuten lang, dann traf Joshua Kimmich in den Regengüssen des Sturmtiefs „Joshua“.

Das Böse verbündet sich also mit Naturgewalten, es setzt auf Kinderarbeit (Tor durch Lennart Karl, 17) und arbeitet auch sonst sehr hinterhältig: „Die Gladbacher“, so der Kicker-Ticker, „reklamieren Handspiel. Dem Bayern-Keeper sprang der Ball erst an den eigenen Oberschenkel und dann an den linken Arm.“

Das Spiel Hoffen- gegen Heidenheim, das eher nach Kreissonderklasse klingt als nach Bundesliga, war das Duell der schlechtesten Heimelf (alles verloren) gegen die schlechteste Auswärtself (alles verloren). Wie soll in einem solchen Spiel überhaupt, so das beliebte Kicker-Deutsch, „etwas Zählbares herausspringen“? Ein Unergebnis mit 0:0-Punkten? Es sprang dann doch: H´heim gewann deutlich. Beide Trainer dürfen weiter an neuen Schlechtestmarken arbeiten.

Der sicherste Job ist der des Interimstrainers. Diese Spezies wird nicht beurlaubt, sondern tritt per definitionem beizeiten zurück ins zweite Glied. Wobei: Sind nicht alle Trainer Interimstrainer, bis der nächste werdende Extrainer kommt?

Bänglich gucken wir allerdings nach Augsburg, wo Sandro Wagner merklich wackelt. Wagner, eine Mischung aus Charmeur, Hochstapler und Großmaul, hatte vor Wochenfrist bei vier Heimspielen innerhalb der nächsten fünf Begegnungen eine Erfolgsflut angedeutet. Jetzt 0:6 gegen Leipzigs Bullendosen. Aber Entlassung? Vermutlich würde Wagner, wie einst nach seiner letzten Nichtnominierung für die Nationalelf, sehr vorausschauend („Wagner dankt ab“) seine Demission bekannt geben.

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Bernd Müllender
Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).
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