Tödlicher Crash in der Invalidenstraße: Unfallfahrer durfte nicht fahren
2019 fuhr ein Mann vier Menschen tot – wegen eines epileptischen Anfalls. Nun sagt die Staatsanwaltschaft: Er war nicht fahrtauglich und wusste das.
Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Fahrer des SUVs, der am 6. September 2019 bei einem Unfall in der Invalidenstraße in Mitte vier Menschen tötete, Anklage vor dem Landgericht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs erhoben. Wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte, wirft die Behörde dem 44-jähigen Michael M. vor, in seinem Porsche Macan Turbo gefahren zu sein, „obwohl er infolge eines bekannten Anfallleidens und einer kurz zuvor durchgeführten Gehirnoperation nicht in der Lage war, aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen“.
Bei dem Unfall, der für große Aufmerksamkeit sorgte, soll M. einen epileptischen Anfall erlitten und dadurch voll beschleunigt haben. Er raste ungebremst mit ca. 104 km/h auf den Fußweg an der Kreuzung Invaliden-/Ackerstraße, überschlug sich mehrfach und erfasste vier Menschen, die noch am Unfallort starben, darunter ein dreijähriges Kind.
Das Ereignis hatte auch eine gesellschaftliche Debatte über die Gefährlichkeit von SUVs ausgelöst. Die Ermittlungen ergaben relativ bald, dass ein Krampfanfall der Grund für die unkontrollierte Todesfahrt war. Damit schien es, dass der Fahrer keine Verantwortung für den Vorgang trage, abgesehen von der – juristisch nicht zu beanstandenden – Tatsache, ein hochmotorisiertes, rund zwei Tonnen schweres Fahrzeug durch die Stadt zu steuern.
Nun teilt die Staatsanwaltschaft mit: „Der Angeschuldigte soll in der Zeit seit der Krankheitsdiagnose vor dem Unfall mehrfach durch seinen behandelnden Neurologen dazu aufgefordert worden sein, bis auf Weiteres kein Fahrzeug mehr im Straßenverkehr zu führen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften