Tödliche Känguru-Attacke in Australien: Den Beutel gestrichen voll
Worüber sich Kängurus ärgern, weiß niemand genau. Wenn sie es tun, kann es aber bös enden: In Australien kam nun ein Mensch tragisch ums Leben.
Man hätte gewarnt sein können. Fragen Sie mal einen beliebigen 14-Jährigen nach dem Gefahrenpotenzial von Kängurus, dann wüssten Sie Bescheid: Angriff, auf die Fresse, kommunistische Weltrevolution! Jenseits des Kosmos von Marc-Uwe Klings „Känguru-Chroniken“ allerdings gelten die Hüpftiere aus Down Under als Beutel gewordene Niedlichkeit. Und sie sind ja auch herzallerliebst, wie sie da mit Rehaugen und lustigen Riesenohren auf ihren mächtigen Sprungbeinen durch den Busch rauschen, während ihnen noch ein puscheliges Baby leicht verdutzt aus dem Beutel schaut.
Groß ist nun die Verblüffung, dass so ein Känguru noch ganz andere Sachen kann. Ein als Haustier gehaltenes Känguru in der Nähe von Perth in Westaustralien hat sein 77-jähriges Herrchen so kräftig zusammengetreten oder -geschlagen, dass der alte Herr daran gestorben ist.
Auch andere Vorfälle machen die Runde, von Kängurus, die in diesem Jahr schon grundlos Golfspieler verprügelt oder Motorradfahrer von ihren Gefährten gekickt haben. Grundlos? Natürlich nur, sofern man eben nicht von revolutionären Umtrieben ausgeht – oder einem ehrenamtlichen Engagement für Extinction Rebellion. Vielleicht haben die Kängurus den Beutel auch einfach nur gestrichen voll?
Schon erklingt der Chor der sauertöpfischen Jan Böhmermanns und Petaner, dass das wilde Tier nun einmal nicht zum Menschen passe und er die Finger aus seinem Beutel zu lassen habe. Dabei ist es ganz einfach: So ein Känguru kann halt auch mal zuschlagen. Nicht umsonst wurde es einst sogar für Unterhaltungsboxkämpfe auf Jahrmärkten zwangsrekrutiert. Wer es ärgert, kriegt mitunter aufs Maul, und wer Pech hat, auch einfach so – wer weiß letztlich schon, was ein Känguru ärgert. Das ist ein Grundlebensrisiko in Kängurunähe. Wer es meiden will, der wahre einen angemessenen Abstand zum Känguru.
Allen anderen lasse man aber die Freude am Beutler. Das Känguru ist des Australiers Reh, es springt in den Vorgärten des Kontinents ebenso herum wie in den Parkanlagen, es wird seit Jahrzehnten in stattlicher Zahl in Zoos und bei privaten Tierfreunden gehalten, es schmeckt sogar ganz gut, und weder hat es uns die Beutelpest noch eine beunruhigende Übersterblichkeit beschert. Der Vorfall jetzt war die erste tödliche Attacke seit 1936. Ach, könnte man selbiges doch auch von Hunden oder Pferden behaupten – oder von Autos!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut