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Tod des Roten Khmer „Duch“Echte Gerechtigkeit sieht anders aus

Kommentar von Nicola Glass

Einer der letzten Folterchefs der Roten Khmer ist tot. Erst im Jahr 2010 ist er verurteilt worden – ein Sinnbild für die verschleppte Aufarbeitung.

Ein Foto von Duch hängt im Tuol-Sleng-Genozid-Museum in Phnom Penh Foto: Pring Samrang/reuters

D er einstige Folterchef der Roten Khmer ist tot. Seit seiner Festnahme 1999 hatte Kaing Khek Iev alias „Duch“ hinter Gittern gesessen, zunächst ohne formelle Anklage, bis er das erste Mal 2010 schuldig gesprochen und zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde. Bis dahin war es ein zäher Weg. Duch verkörperte sinnbildlich die Art und Weise, wie die juristische Aufarbeitung der Khmer-Rouge-Gräuel verschleppt worden war.

Abgesehen von dem einstigen Folterchef konnten auch andere der ranghöchsten Ex-Kader unbehelligt und jahrzehntelang in Freiheit leben. Das hatten sie nicht zuletzt Kambodschas zunehmend diktatorischem Premierminister Hun Sen zu verdanken, der seit seinem Amtsantritt vor mehr als 35 Jahren eine Reihe früherer Khmer-Rouge-Funktionäre amnestiert hatte.

Zugleich wird Hun Sen nicht müde, weitere Gerichtsprozesse zu behindern. Der Premier ist selbst ein früherer Offizier der Roten Khmer, der 1977 zu den Vietnamesen übergelaufen war. Mehrfach hatte er deutlich gemacht, dass es jenseits des kleinen Kreises von ursprünglich fünf Angeklagten – Duch eingeschlossen – keine Verfahren mehr geben werde. Hun Sen, unter dessen Herrschaft das Land zu einem „Einparteienstaat“ verkommen ist, hatte gar gewarnt, es könnte einen neuen Bürgerkrieg geben, sollten noch mehr Details aus Kambodschas finsterer Vergangenheit ans Licht kommen.

Echte Gerechtigkeit für die Opfer des Terrorregimes sieht anders aus. Von der politischen Führung haben sie nichts mehr zu erwarten. Bis auf den einstigen Staatschef der Roten Khmer, den zweimal zu „lebenslänglich“ verurteilten, heute 89 Jahre alten Khieu Samphan, lebt keiner der fünf mehr.

Der ebenfalls zweimal zu „lebenslänglich“ verurteilte Khmer-Rouge-Chefideologe Nuon Chea starb 2019. In zwei weiteren Fällen war gar kein Urteil ergangen: Der Rote-Khmer-Außen­minister Ieng Sary ist seit 2013 tot. Seine Frau, die einstige Sozialministerin Ieng Thirith, wurde wegen Demenz für verhandlungsunfähig erklärt und starb 2015.

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