Tibetische Idylle in den Sozialen Medien: Chinas Zwitscher-Propaganda

Mit falschen Twitter-Accounts frisiert Peking das Tibet-Bild. Davon geht jedenfalls die Menschenrechtsorganisation „Free Tibet“ aus.

Twitter-Vögelchen. Steht nicht überall für Authentizität. Bild: dpa

Tom Hugo gefällt es in Tibet. Bei Twitter schwärmt er von den fröhlichen Einwohnern, die in traditionellen Gewändern singen und tanzen. Dabei hat er keine Ahnung davon. Denn dieser Tom Hugo existiert nicht. Sein Twitter-Konto ist ein Fake, sein Profilbild zeigt das brasilianische Fotomodell Felipe Berto.

Die Menschenrechtsorganisation Free Tibet hat vergangene Woche mindestens 100 solcher gefälschten Twitter-Konten entlarvt, die chinesische Regierungspropaganda über Tibet verbreiten. Fast alle nutzen konstruierte westliche Namen, ihre Profilbilder zeigen AmerikanerInnen, aufgenommen von professionellen Fotografen.

Für Free Tibet ist klar: Diese Konten sollen das unterdrückte Tibet als idyllische chinesische Provinz darstellen und Artikel verbreiten, die den Dalai Lama angreifen. Ein Artikel, der das geistige Oberhaupt der Tibeter beschimpft, kam auf 6.500 Retweets.

Zwar macht Free Tibet die chinesische Regierung nicht explizit für die Fälschungen verantwortlich. Doch viele der Konten verlinken auf die Webseite eines Unternehmens aus Peking, das Auskunft über die Twitter-Accounts verweigerte. Die chinesische Regierung hat bisher nicht auf die Vorwürfe reagiert.

Die New York Times hat am vergangenen Montag als erstes Medium über die Fälschungen berichtet. Bereits einen Tag später hat Twitter einige Accounts entfernt. Free Tibet rechnet jedoch mit noch viel mehr unentdeckten falschen Profilen. In einem Brief forderte die Organisation den Twitter-Geschäftsführer Dick Costolo auf, sicherzustellen, dass der Kanal in Zukunft nicht für Propagandazwecke genutzt wird.

Soziale Medien wie Twitter, Facebook und YouTube sind in China zwar längst blockiert, werden aber von staatlichen Medien genutzt, um die Haltung der chinesischen Regierung zu verbreiten.

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