Theatervorstellungen in Berlin: Theater, ungelöst

Antike Cold Cases im RambaZamba und „Vögel“ der Liebe im BE, die Sophiensaele rollen den Fall „Salomé“ auf, im TD geht es um die Grenzen der Kraft.

Zwei Schauspieler:innen mit Hoodie und Mütze auf dem Kopf sitzen sich gegenüber und haben ihre Gesichter auf eine Tischplatte abgelekt und starren ins Leere

Kommt nach der Verausgabung die Kraft? Das Tanzstück „erSchöpfung“ von Janne Gregor im TD Foto: © Dorothea Tuch

Unter „Cold Cases“ versteht die Kriminalistik Fälle, die bisher nicht aufgeklärt worden sind. Im Theater gibt’s ziemlich viele solcher Fälle. Deshalb stehen sie auch immer wieder auf dem Programm: von Medea, der blutigen Orestie oder dem Fall von Hamlets ermordetem Vater, dessen Geist nicht zur Ruhe kommt. Die Liste der Theater-Cold-Cases ist ziemlich lang. Im Theater Ramba Zamba geht man jetzt ganz weit zurück: nämlich in Zeiten, als Zeus als oberster Chef im Olymp tobte, weil Prometheus den Menschen das Feuer brachte. Für diesen Akt der Selbstermächtigung wurde Prometheus, wie wir wissen, hart bestraft.

Aber Prometheus hatte gute Gründe: nämlich die Menschen von Götterwillkür unabhängig zu machen. Jetzt erhält er Unterstützung bei seiner Verteidigung vom Theater Ramba Zamba, wo ein Team um den Regisseur Matthias Mosbach, Bühnenbildnerin Janina Brinkmann und den Dramaturgen Steffen Sünkel ausrückt, um den „Cold Case: Antike“ aufzuklären – und Zeus endgültig als Folterer, Vergewaltiger, Lügner und Betrüger zu überführen (Theater Ramba Zamba: „Cold Cases: Antike“, Premiere verschoben auf 4. Februar, 19:30 Uhr).

Auf seine Art ein „Cold Case“ ist auch der Nahostkonflikt, der immer wieder neues Unglück produziert. Daraus zieht der im Libanon geborene kanadische Dramatiker Wajdi Mouawad den Stoff für sein Stück „Vögel“, eine Familiengeschichte mit der Wucht eines antiken Dramas.

Und so fängt es an: die Historikerin Wahida ist Tochter arabischer Einwanderer in die USA, der Biogenetiker Eitan Sohn einer jüdischen Familie mit Wurzeln in Deutschland und Israel. Sie verlieben sich in New York und fühlen sich frei vom Ballast der Geschichte wie die Vögel. Was sich allerdings schnell als Irrtum erweist. Im Berliner Ensemble inszeniert jetzt Robert Schuster das Drama (BE: „Vögel“, Premiere: 29. Januar, 20 Uhr).

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Der Fall Salomé

Unaufgeklärt ist auch die Geschichte der Königstochter „Salomé“, die angeblich Schuld ist am Tod Johannes des Täufers: dessen Kopf sie nämlich forderte, während sie mit einem Schleiertanz den Hofstaat ihres Vaters Herodias um den Verstand brachte.

So zumindest sieht der Fall aus der Sicht des Dramatikers Oscar Wilde aus, dessen Stück über Salomé die Basis der gleichnamigen Oper von Richard Strauss geworden ist. Die hat sich das eigenwillige Musiktheater-Kollektiv Hauen und Stechen nun vorgenommen, um den Fall auf die höchst eigene Weise, mit der das Kollektiv bekannt geworden ist, noch einmal aufzurollen. (Sophiensäle: „Salomé“, 27. bis 29. Januar, jeweils 20 Uhr, 30. Januar,18 Uhr).

„Wie könnte ein neuer Anfang aussehen, wenn wir am Ende sind?“, fragt die Choreografin Janne Gregor im Theaterdiscounter. Mit ihrem neuen Abend „erSchöpfung“ will sie die Grenzen der Kraft erforschen und arbeitet für ihr Tanzstück unter anderem mit der Boxerin Charlotte Noack, der Krump-Weltmeisterin Yara Atrisha Traore und der zeitgenössischen Tänzerin Tamar Grosz zusammen (TD Berlin, „erSchöpfung“, Premiere 27. Januar, 20 Uhr).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.