Theatertipps für Berlin: Nah am Wasser
Am Strandbad Plötzensee ruft das Prime Time Theater „Robin Honk“ zur Hilfe, die Schaubühne spielt den Sommer durch – mit „Michael Kohlhaas“.
S ommerzeit ist Freibadzeit. Wie gut, wenn es dort auch Theater gibt. Im Strandbad Plötzensee zum Beispiel. Dort startet am 1. Juli auf der Parkbühne das Weddinger Prime Time Theater seine Sommerkomödie „Robin Honk“. Das Prime Time Theater machte seit den nuller Jahren mit der Theater-Sitcom-Soap „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“ Furore. Da wurde hundert Folgen lang das mal mehr, mal weniger friedliche Zusammenleben der Proletarier aller Länder im Wedding beschrieben, ständig bedroht von den Gentrifizierungs- und Entfremdungsimporteuren jenseits der Böse-Brücke im Prenzlauer Berg, den sogenannten Prenzlerwichsern.
Ein paar Verwandte und Nachfahren der Figuren leben (gottseidank) bis heute weiter. Kleingartenkönig Kalle zum Beispiel, gespielt von Prime-Time-Prinzipal Oliver Tautorat. Doch der Frieden in seinem Kleingartenparadies ist in Gefahr, Grillverbote und andere Regelungen bedrohen das Gefüge. Deshalb wird die Rächerin der Enterbten Robin Honk zu Hilfe gerufen. Aber seht selbst! (Prime Time Theater auf der Parkbühne Plötzensee: „Robin Honk“ – ab 1. 7., 20:15 Uhr)
GMILFs im Playbackrausch
Sommerlich schrill geht's auch im BKA Theater auf dem Kreuzberger Mehringdamm zu – (ausgeschrieben „Berliner Kabarett Anstalt“). Dort kann man mit der Neuköllner Dragqueen, Moderatorin und Influencerin Jurassica Parka unter der Überschrift „The Golden GMILFs“ eine Zeitreise in die Welt der späten 1980er Jahre unternehmen.
In dieser „Voll-Playback-Musical-Drag-Show“ gibt es mehr Kuchen, noch mehr Sex, noch mehr Zauberei, Männer in Frauenkleidern, Frauen in Männerkleidern und Männer in Männerkleidern, wird auf der Webseite versprochen. („The Golden GMILFS“, 7.–10.7., jeweils 20 Uhr).
Die Schaubühne spielt durch
Weil sie die letzten Monate coronabedingt geschlossen war, macht die Schaubühne keine Theaterpause wie sonst, sondern spielt den Sommer durch. Am 1. Juli gibt's hier eine hochkarätige Premiere: „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist. Das ist die Geschichte eines Mannes, der vom normalen Bürger zum Anführer eines brandstiftenden Mobs wird, weil der Staat sich nicht an seine eigenen Gesetze hält und Kohlhaas drangsaliert.
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Der historische Kohlhaas lebte im 16. Jahrhundert auf der Fischer-Insel in Mitte, deren alte Häuser in den 1970er Jahren für die Hochhäuser, die heute dort stehen, abgerissen wurden. Hingerichtet wurde das historische Vorbild für Kleists Novelle schließlich auf dem heutigen Strausberger Platz, wo sich – damals vor den Toren Berlins – die Richtstätte befand. In der Schaubühne hat Regisseur Simon McBurney seine Adaption des Stoffs auch als Reflexion der Frage angelegt, welche Formen des Widerstands angemessen sind. („Michael Kohlhaas“, Premiere 1. Juli, 20 Uhr).
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