Terror in Schweden: Bandenchefs im Dienste des Iran
Stockholm bestätigt, dass Iran schwedische Gangs für terroristische Zwecke einspannt. Ziele seien israelische Einrichtungen.
Von entsprechenden Informationen des israelischen Geheimdienstes Mossad berichtete am Donnerstag die Zeitung Dagens Nyheter (DN), und der schwedische Nachrichtendienst Säpo bestätigte: Kriminelle Netzwerke in Schweden werden vom Iran als Stellvertreter für seine eigenen Taten genutzt. „In den bekannten Fällen sind sehr junge Personen angesprochen worden, sogar Kinder“, sagte der zuständige Säpo-Vertreter auf einer Pressekonferenz. Weiter wollte er nicht ins Detail gehen und berief sich auf die laufenden Ermittlungen. Aber doch so viel sagte er: Man habe geplante Taten auf schwedischem Boden vereitelt.
Konkreter wurde es bei Dagens Nyheter (DN): Bei den beteiligten Kriminellen handele es sich laut Mossad unter anderem um das berüchtigte „Foxtrot“-Netzwerk und dessen vor Jahren im Ausland abgetauchten Anführer Rawa Majid. Majid, auch bekannt als „der kurdische Fuchs“, reiste demnach im vergangenen Jahr von der Türkei in den Iran.
Ankara hatte zuvor ein Auslieferungsgesuch Schwedens abgelehnt, da Majid seit 2020 auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt – soll aber vorgehabt haben, seinen türkischen Pass einzuziehen. Im Iran sei er gefasst und vor die Wahl gestellt worden, ins Gefängnis zu gehen oder für den Iran tätig zu werden.
Handgranate gefunden
Dort bereite er nun seit mehreren Monaten Personen in Schweden auf Terrorangriffe gegen israelische und jüdische Ziele vor, zitiert DN den Mossad. Entdeckt worden sei die Verbindung bei Ermittlungen nach dem Fund einer scharfen Handgranate vor der israelischen Botschaft in Stockholm im Januar.
Auch eine weitere, mit Foxtrot verfeindete Gang soll inzwischen für den Iran arbeiten. Deren mutmaßlicher Anführer Ismail Abdo war erst vergangene Woche in der Türkei wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen, aber kurze Zeit später wieder freigelassen worden.
Dass der Iran sich der Dienste Krimineller bedient, etwa um missliebige Exil-Oppositionelle international zu bedrohen oder zu attackieren, sei nicht neu, betonte die Journalistin Gilda Hamidi-Nia im Schwedischen Fernsehen SVT. Die Methode habe nun Schweden erreicht – und richte sich hier eben gegen einen anderen Staat. Der Nachrichtendienst Säpo hatte die Ereignisse als einen regionalen Konflikt im Nahen Osten bezeichnet, der nach Schweden übergeschwappt sei.
Am Freitag soll der Gesandte Irans ins schwedische Außenministerium einbestellt werden, dort wolle man klarstellen, für wie ernst man diese Angaben halte, teilte Schwedens Außenminister Tobias Billström (Moderate) der Nachrichtenagentur TT mit. Ministerpräsident Ulf Kristersson (Moderate) nannte das Vorgehen Irans gegenüber DN eine „Bedrohung für unsere freie und offene Gesellschaft“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“