Telefónica und Kundendaten: Big Data mit Rabatten
Kunden sollen belohnt werden, wenn sie der Nutzung ihrer Bewegungsprofile zustimmen. Datenschützer sind einverstanden.
Vor vier Jahren hatte der Konzern einen ähnlichen Versuch mit „Big Data“ nach Protesten von Verbraucherschützern und Politik abgeblasen. Welche Daten Telefónica weiterverkaufen darf, sollen die Kunden nun angeblich selbst entscheiden. „Wir wollen den Kunden die Herrschaft über ihre Daten zurückgeben“, sagte Dirks. Details nannte er nicht.
Für Telekomdienstleister ist die Nutzung von Kundendaten nach dem Gesetz schwerer als beispielsweise für Apple oder Google. Allerdings entstehen bei jedem An- und Abmeldevorgang eines Handys in einer Funkzelle Daten. Mit diesen Bewegungsprofilen kann man den Straßenverkehr und das Schadstoffaufkommen analysieren, aber auch, wie viele Menschen einer bestimmten Altersgruppe an einem Werbeplakat vorbeigehen.
Eine Handelskette hat laut dem Bericht bereits mit Tests begonnen. Auch Betreiber von Shoppingcentern könnten interessiert sein, um zu erfahren, wie sich die Kunden im Haus bewegen. In Stuttgart stellt Telefónica bereits Daten für eine Studie zur Nutzung von Bussen zur Verfügung.
Angeblich will der Konzern diesmal die Anonymität der Kunden wahren. Die Bundesdatenschutzbeauftragte begleitet das Projekt, bei dem ein dreistufiger Algorithmus zur Anonymisierung der Daten verwendet wird. „Unter der Voraussetzung, dass die Anonymisierung wirklich wirksam ist, ist das interessant“, sagt Werner Hülsmann von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz. „Hört sich nicht völlig verkehrt an“, meint Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Wer will, kann die Nutzung seiner Daten ablehnen. Wie auch Kunden der deutschen Telekom. Sonst werden die Daten wie bei Telefónica von einer Tochterfirma analysiert, bevor sie verkauft werden. Dabei entstehen spezialisierte Infopakete: Unter anderem verkauft die Telekom Daten, in denen die Altersgruppe in 10-Jahres-Schritten, das Geschlecht und die ersten vier Stellen der Postleitzahl erfasst werden. Eine „Belohnung“ für den Handykunden gibt es allerdings nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Desaströse Lage in der Ukraine
Kyjiws Wunschzettel bleibt im dritten Kriegswinter unerfüllt