"Tatort" mit Sibel Kekilli: Ermüdender Energy-Drink

Im Kieler "Tatort" zur ARD-Themenwoche "Ernährung" kommt ein Allergiker ums Leben. Darüber kann Sibel Kekilli als Biohofbesitzerin nur lächeln (Sonntag 20.15 Uhr, ARD).

Die Biohofbesitzerin und der Kommissar im Grünen. Bild: ndr

Es gibt Momente, da beneidet man "Tatort"-Drehbuchautoren wirklich nicht um ihren Job. Etwa wenn unter Termindruck die pädagogischen Ansprüche der ARD-Programmgewaltigen mit komplizierten redaktionellen Personalfragen in Einklang gebracht werden müssen. So war es wohl auch bei diesem Krimi, der fürchterlich bemüht daher kommt, obwohl er doch von dem Autorendoppel Christoph Silber und Thorsten Wettke (in Kooperation mit Kai Hafemeister) geschrieben wurde, das mit der Entwicklung des Hamburger "Tatort" um den türkischen Undercoverermittler Cenk Batu bewiesen hat, wie sich große Themen mit punktgenauem und hochtourigem Erzählen verbinden lassen.

Für das Kieler Revier der Fernsehreihe war man nun angehalten, einen Stoff auszuarbeiten, der einerseits angemessen erscheint, um die ARD-Themenwoche "Ernährung" zu eröffnen, andererseits aber auch der vom hiesigen Fernsehen auch nach zwei Lolas als beste Hauptdarstellerin immer sträflich vernachlässigten Schauspielerin Sibel Kekilli ("Gegen die Wand", "Die Fremde") einen würdigen Einstieg ins Fernsehkrimi-Metier zu verschaffen. Beides ist leider in die Hose gegangen.

Denn der Krimi-Plot von "Borowski und eine Frage von reinem Geschmack" (Regie: Florian Froschmayer) kreist ermüdend um einen Energy-Drink, der 40 Mal mehr mit dem Lebensmittelfarbstoff E102 versetzt ist als erlaubt und deshalb einen Allergiker das Leben kostet. Das erlaubt zwar einige problembewusste Exkurse in Sinn und Sinn von EU-Richtlinien in Sachen Nahrungsmittel, bringt die Handlung aber nicht voran. Und für Neuzugang Kekilli ist den Machern nichts anderes eingefallen, als sie in der Rolle der ewig lächelnden Biohofbesitzerin Sarah Brandt dem mürrischen Kommissar Borowski (Axel Milberg) bei seinen Ermittlungen fleischlose Suppen zu reichen. Was das Öko-Mäuschen dazu befähigt, irgendwann eine feste Rolle im Kieler "Tatort" zu übernehmen, bleibt völlig im Dunkeln.

Da passt es irgendwie ins Bild, dass Kekilli im nächsten Kieler "Tatort" gar nicht erst auftauchen wird. Der wurde nämlich gerade nach einer Idee von Henning Mankell gedreht, worauf die NDR-Granden natürlich fürchterlich stolz sind, obwohl der Mankell-Overkill im eigenen Programm ihnen inzwischen klar gemacht haben sollte, dass der Schwede vielleicht ein guter Buch-Autor ist, aber nur ein mediokrer TV-Autor.

Egal, möglicherweise fällt in der Zwischenzeit ja irgendjemandem ein, was man mit Sibel Kekilli machen könnte

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