Tarifverhandlungen für Bund und Kommunen: Auftakt ohne Lösung
Die ersten Tarifverhandlungen für die Beschäftigten von Bund und Kommunen sind ergebnislos verlaufen. Warnstreiks sind möglich.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die Beschäftigten erwarteten zwar angemessene Antworten auf Energiekrise und Inflation. Allerdings müsse ein Tarifabschluss auch die Entlastungspakete der Bundesregierung berücksichtigen. Zudem dürften öffentliche Arbeitgeber nur so weit belastet werden, dass sie offene Stellen noch besetzen könnten.
Karin Welge (SPD), Präsidentin der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) und Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen, machte deutlich, sie strebe einen Tarifabschluss ohne Schlichtung in der dritten Verhandlungsrunde Ende März an. Ein Arbeitgeberangebot legten Bund und Kommunen zunächst nicht vor.
Vor dem Tagungshotel demonstrierten zum Verhandlungsauftakt Mitglieder von Verdi und DBB für höhere Löhne. „Wir gehen selbstbewusst in diese Tarifverhandlungen, es gibt eine breite Unterstützung bei den Beschäftigten des öffentlichen Diensts für unsere Forderungen“, sagte Verdi-Bundeschef Frank Werneke vor Verhandlungsbeginn.
Es gebe wegen unbesetzter Stellen eine massive Belastung der Beschäftigten, „weil der öffentliche Dienst zu schlecht bezahlt“, fügte Werneke hinzu. Seit dem vorangegangenen Tarifabschluss von 2020 seien die Preise um elf Prozent gestiegen, die Löhne jedoch wesentlich weniger.
Die Inflation habe eine harte soziale Schieflage. „Das muss aufgeholt werden, die Preise steigen weiter“, sagte Werneke, „dass wir im Öffentlichen Dienst in voller Breite aktions- und streikfähig sind, dürfte bekannt sein“.
Friedenspflicht läuft am Mittwoch aus
Die Arbeitgeber müssten rasch „ein konkretes und verhandlungsfähiges Angebot vorlegen“, forderte der DBB-Vorsitzende Ulrich Silberbach. „Der Preisanstieg ist real, die Arbeitsverdichtung ist real, der Personalmangel ist real“, erklärte er.
Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, warnte die Tarifpartner in der Rheinischen Post vor einem zu hohen Abschluss. Der Bund stecke tief in der Verschuldung, auch die Kommunen litten unter drückenden Ausgaben.
Überzogene Tarifabschlüsse mit anschließender Übertragung auf die immer größer werdende Beamtenschaft führen zwangsläufig entweder zu höheren Schulden oder steigenden Steuerlasten für Bürger und Betriebe, sagte Holznagel der Zeitung.
Die Friedenspflicht der Gewerkschaften läuft am Mittwoch aus. Warnstreiks wären danach sofort möglich. Die Tarifrunde für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen soll am 22. und 23. Februar sowie vom 27. bis zum 29. März fortgesetzt werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier