Tarifkonflikt bei der BVG: Einigung in der Nacht
Keine Streiks mehr, höherer Verdienst, aber keine Arbeitszeitverkürzungen: Verdi und BVG haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt.
![Eine Straßenbahn der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) steht an einer Haltestelle am Alexanderplatz Eine Straßenbahn der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) steht an einer Haltestelle am Alexanderplatz](https://taz.de/picture/3366988/14/22691104.jpeg)
In der Erklärung heißt es, es sei eine Lohnsteigerung in Höhe von acht Prozent, mindestens jedoch 350 Euro pro Monat, rückwirkend zum 1. Januar 2019 vereinbart worden. Zumindest in den unteren Lohngruppen würde damit vorläufig die Einkommensschere nicht weiter auseinander gehen. Gewerkschaftssprecher Jeremy Arndt bestätigte gegenüber der taz, dass 2020 keine weitere Erhöhung der Gehälter vorgesehen ist. 2021 dann wird turnusgemäß erneut über die Entgelte für die Beschäftigten verhandelt.
Die Verdi-Forderung, dass Betriebsangehörige sich anteilig bereits im ersten Jahr bei der BVG für das, jetzt um 200 Euro gestiegene Weihnachtsgeld qualifizieren, wurde erfüllt. Keine Rede ist jedoch mehr von einem Einkommensvorteil für Gewerkschaftsmitglieder. Ebenfalls keine Erwähnung findet eine Kernforderung der Gewerkschaft, nämlich die Arbeitszeiten für alle Beschäftigten zu harmonisieren. Jene mit Verträgen die vor 2005 abgeschlossen wurden, arbeiten 36,5 Wochenstunden, jüngere Kolleg*innen jedoch 39 Stunden.
Jeremy Arndt zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis: „Es ist jetzt gelungen, die Beschäftigten aller Berufsgruppen zu berücksichtigen. Der Abschluss kann sich sehen lassen, da der neue Tarifvertrag einen deutlichen Schritt im bundesweiten Vergleich nach vorne macht.“
BVG-Personalvorstand Dirk Schulte nannte den Abschluss „einmalig“ und lobte das „vorbildliche Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Mobilität in unserer Stadt.“ Auch sei der Abschluss „eine positive Botschaft an zukünftige Bewerberinnen und Bewerber“. Die BVG will in diesem Jahr 1.350 neue Mitarbeiter*innen gewinnen.
Mit dem Abschluss steigen die Personalkosten des Landesunternehmens deutlich. Das Gesamtvolumen liegt einschließlich der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bei 102 Millionen Euro. Die Arbeitgeber hatten zunächst 60 Millionen Euro angeboten, dann 90 Millionen Euro.
„Preiset den Herrn“, kommentierte Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb die Einigung, mit der weitere Warnstreiks abgewendet wurden. Mit Blick auf die Finanzierung der gestiegenen Personalkosten sprach sich Wieseke gegen eine deutliche Fahrpreiserhöhung aus. „Letztlich ist es eine politische Frage, inwieweit die Ticketpreise steigen“, sagte er am Freitag. Das Land könne auch seinen Zuschuss an die BVG erhöhen, was der Verband bevorzuge.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten