Tarifkonflikt Metall- und Elektrobranche: Null Bock auf Arbeitgebergeiz

Die IG Metall weist die Arbeitgeber-Forderung nach Nullrunde zurück. Die Verhandlungen, die Mitte September beginnen, dürften konfliktreich werden.

Jörg Hofmann steht an einem Rednerpult

Will sich von der Arbeitgeberseite nicht kleinkriegen lassen: IG Metall-Chef Jörg Hofmann Foto: Britta Pedersen

BERLIN rtr/taz | Vor den im September anstehenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie weist die IG Metall die Forderung des Arbeitgeberverbands nach einer Nullrunde zurück. „Auf den Beschäftigten lasten die gesamten Preissteigerungen – im Gegensatz zu Unternehmen können sie diese nämlich nicht weitergeben“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der Welt am Sonntag. Es sei deshalb nicht die Zeit der Zurückhaltung in der Tarifpolitik.

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf hatte der Zeitung gesagt, trotz der hohen Inflation gebe es in diesem Jahr keinen Spielraum für Lohnerhöhungen. „Wenn wir im Herbst in eine Gasmangellage kommen, fällt das genau in unsere Tarifrunde“, sagte Wolf. „Dann wird es nicht möglich sein, die Firmen der Metall- und Elektroindustrie mit Lohnerhöhungen weiter zu belasten.“

Das Lohnniveau in der Metall- und Elektroindustrie sei schon extrem hoch, so der Arbeitgebervertreter. „Das kann halt nicht immer noch weiterwachsen – schon gar nicht in dieser Lage“, sagte Wolf. Die steigenden Preise müssten die Mitarbeiter ohne Gehaltserhöhungen bewältigen.

Gewerkschafter Hofmann widerspricht Wolfs Zustandsbeschreibung der Metall- und Elektrobranche. „Der überragenden Mehrheit der Unternehmen geht es aktuell gut“, sagte Hoffmann. Wer den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise missbrauche, um Umverteilung zulasten der Bürger durchzusetzen, der zerstöre den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Steigende Kosten verdienen Ausgleich

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jessica Tatti, bezeichnete die Forderung nach einer Nullrunde gegenüber der Welt am Sonntag als „absolute Frechheit“. Die steigenden Lebenshaltungskosten müssten auch durch höhere Löhne ausgeglichen werden. „Anstatt Beschäftigte bluten zu lassen, sollten sich die Arbeitgeber lieber bei Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck dafür einsetzen, dass endlich die Krisengewinnler zur Kasse gebeten werden“, forderte Tatti.

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, dem mit 3,8 Millionen Beschäftigten größten deutschen Industriezweig, sollen Mitte September beginnen. Die IG Metall fordert ein Plus von 8 Prozent bei den Entgelten und Ausbildungsvergütungen. Zuletzt wurden 2018 in der Branche die tariflichen Entgelttabellen angehoben. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach wäre ein Streik möglich.

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