Talk-Lady Maybrit Illner: Das Kleinstadt-Mädchen
Das ZDF hat Maybrit Illner zur neuen Moderatorin des "heute-journals" gemacht. Das ist historisch einmalig, aber auch einmalig langweilig.
Die Bundeskanzlerin hat die Hürde mit der Berufung von Steffen Seibert zum Sprecher ihrer Regierung so hoch gelegt, dass der dadurch in Zugzwang gebrachte ZDF-Chefredakteur Peter Frey fast nur darunter durchlaufen konnte. Und genau das hat er getan, indem er Maybrit Illner zur Nachfolgerin Seiberts beim "heute-journal" gemacht hat.
Die 45-Jährige wird von September an im Wechsel mit Claus Kleber und Marietta Slomka jährlich rund 40 Ausgaben des Nachrichtenmagazins moderieren - eine Art Nebenjob: Ihr wöchentlicher Talk "Maybrit Illner" läuft weiter.
Das ist eine solide Entscheidung ihres neuen "Häuptlings", wie Illner die Hierarchen im Sender nennt, aber beileibe keine Überraschung.
Illner und Frey kennen sich seit Jahren, er hat sie 1992 zum "ZDF-Morgenmagazin" geholt, das er bis 1998 leitete. Und seine Nachfolgerin dort wurde - genau, Maybrit Illner. Auch der neue Moderator der ZDF-Hauptnachrichtensendung "heute" um 19 Uhr ist ein ZDF-Gewächs: Matthias Fornoff, Jahrgang 1963, derzeit noch Leiter des Studios in Washington, wo auch Frey kurzzeitig wirkte, kehrt auf den Mainzer Lerchenberg zurück, der auch nichts anders funktioniert als eine x-beliebige Kleinstadt: Man kennt sich, man schätzt sich, man hilft sich. Da weiß man, was man hat.
Frischen Wind bringt keiner der beiden "Neuen" mit, aber vielleicht hat man davon nach der ruckeligen Eingewöhnungsphase des früheren FAZ-Journalisten Wulf Schmiese als "Morgenmagazin"-Moderator ja auch erst mal genug. Schmiese hatte übrigens noch Freys Vorgänger Nikolaus Brender angeworben. ZDF-Intendant Markus Schächter jedenfalls bezeichnete die aktuellen Personalentscheidungen als "passgenaue Ergänzung der bestehenden Moderatorenriege" beider Sendungen. "Mit Maybrit Illner und Matthias Fornoff haben wir zwei Top-Journalisten für zwei Top-Jobs."
Mit Maybrit Illner und Marietta Slomka - genau diese Reihenfolge der Wahrnehmung könnte Letztere noch ärgern - sind übrigens zum ersten Mal in der 32-jährigen Geschichte des "heute-Journal" zwei von drei Moderatoren weiblich. Auch historische Entscheidungen können durchaus langweilig sein. Es ist ein Mädchen - mehr aber eben auch nicht.
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