Taliban-Angriff in Afghanistan: Rücktritt vor hohem US-Besuch
Ein schwerer Taliban-Angriff führt zum Rücktritt von Verteidigungsminister und Generalstabschef. Nun fehlen dem Pentagonchef die Gesprächspartner.
Der Rücktritt erfolgte unmittelbar vor dem öffentlich nicht angekündigten Antrittsbesuch von US-Verteidigungsminister James Mattis in Kabul.
Am Freitag hatten mutmaßliche Taliban eine große Militärbasis außerhalb von Masar-i-Sharif angegriffen. Unter dem Vorwand eines Verletztentransports hatten sich zehn in Militäruniformen und -Fahrzeugen getarnte Angreifer Zugang durch zwei der drei Sicherheitsschleusen des Lagers verschafft, um an der letzten Sperre die Wachen zu töten.
Danach schossen sie auf unbewaffnete Soldaten, die aus der Moschee kamen oder in der Kantine aßen. Es dauerte Stunden, bis die Angreifer getötet werden konnten.
Immer noch keine genauen Opferzahlen
Die Opferzahl war auch nach drei Tage nach dem Angriff noch unklar. Vom Verteidigungsministerium hieß es nur, „mehr als einhundert“. Laut anderen Quellen gab es 140 Tote und 160 Verletzte.
Die Taliban reklamierten die Tat für sich. Es war der zweite große Angriff auf das Militär in den letzten Wochen. Anfang März starben beim Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Militärkrankenhaus in Kabul 49 Menschen, 76 wurden verletzt.
Afghanische Parlamentsabgeordnete geben Präsident Ghani die Schuld an den hohen Opferzahlen. Er habe Führungsposten im Militär mittels Patronage an Unqualifizierte vergeben.
Betroffene Provinz laut Bundesregierung angeblich sicher
Die jetzt betroffene Provinz Balch wird von der deutschen Bundesregierung gern als eine der Gebiete Afghanistans bezeichnet, in die man bedenkenlos abgelehnte Asylbewerber abschieben könne. Noch für Montag war ein weiterer Abschiebeflug geplant.
Die Taliban kontrollieren in Afghanistan immer größere Gebiete, während der IS sich bisher nur im Osten des Landes festsetzen konnte. Dort warf das US-Militär kürzlich die größte bunkerbrechende nichtatomare Bombe seiner Geschichte ab und tötete damit angeblich fast 100 IS-Kämpfer.
Der Besuch des US-Verteidigungsministers dient der Ausarbeitung einer Afghanistan-Politik unter Donald Trump. Der US-Präsident hat bisher überhaupt keine Richtung erkennen lassen, wie er mit dem längsten Krieg der US-Geschichte umgehen will. Er gibt noch nicht einmal einen US-Botschafter in Kabul.
Das US-Militär verlangt eine Aufstockung der US-Truppen am Hindukusch. Die USA haben dort derzeit noch 9.000 Soldaten, zum Großteil Ausbildungstruppen, dazu kommen weitere 5.000 aus Nato-Ländern wie Deutschland.
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