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Taktisch Wählen in BrandenburgAuch wenn's wehtut

Gastkommentar von Tristan Runge

Bei den Wahlen in Brandenburg könnte die AfD eine Sperrminorität erreichen. Unser Autor sieht daher für sich nur eine Option: taktisches Wählen.

Holt die AfD 33 Prozent, erreicht sie eine Sperrminorität im Parlament und kann politische Entscheidungen erzwingen Foto: M. Golejewski/AdoraPress

I ch hasse taktisches Wählen. Wenig ist uninspirierender, nichts fühlt sich weniger nach demokratischer Mitbestimmung an. Ich möchte meine Stimme nutzen, um Veränderung zu bewirken – gerade angesichts des aktuellen gesellschaftlichen Rechtsrucks. Wir brauchen dringend wieder eine große Vision, die Menschen für progressive Politik begeistert.

Wir wissen aber auch: Bei jeder Landtagswahl, bei der die AfD über 33 Prozent holt, erreicht sie eine Sperrminorität im Parlament und kann politische Entscheidungen erzwingen. Es ist daher notwendig, die Stimme bei der Wahl in Brandenburg so abzugeben, um das zu verhindern.

Ich komme aus Sachsen und kann jeden Tag selbst erleben, wie die Erfolge der AfD rechtsextreme Strukturen stärken. Als ich 16 war, hieß es in einem lokalen Telegramkanal: „Was, wenn auf das Haus von Runge ein Brandanschlag verübt würde?“ Das macht Angst. Und die neue Normalität verbaler und körperlicher Angriffe hält viele davon ab, sich demokratisch zu engagieren.

Wir haben taktisch-wählen.de gegründet und Datenanalysen durchgeführt, um Wahlempfehlungen aussprechen zu können: Je­de*r kann checken, wer im eigenen Wahlkreis die besten Chancen gegen die AfD hat. So lässt sich in vielen Fällen ein Wahlerfolg der AfD und damit hoffentlich eine Sperrminorität verhindern.

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Ich würde mir wünschen, nicht taktisch wählen zu müssen. Aber während rechtsextreme Parteien stärker werden und progressive Parteien um den Einzug in den Brandenburger Landtag bangen, ist es leider notwendig.

Für eine bessere Zukunft

Dabei ist klar: Es gibt sie, die Demokratinnen und Demokraten. Knapp 70 Prozent haben in Sachsen und Thüringen entsprechend gewählt – eine überwältigende Mehrheit. Diese gilt es, sichtbar zu machen.

Unser Ziel muss sein, dass in fünf Jahren niemand mehr taktisch wählen muss, dass sich die Frage nach der AfD als stärkste Kraft nicht mehr stellt.

Wer zukünftig aus Überzeugung wählen will, muss bei dieser Wahl taktisch wählen – aber richtig.

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18 Kommentare

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  • Die mögliche Stärkung der SPD ist gleichzeitig auch eine Schwächung der CDU...



    Die Sitzverteilung verheißt ja einen Zwang zur Regierungsbeteilung des BSW.



    Ansonsten wird's nichts - nach obigem Stand.

  • Würde ich in Brandenburg leben, bin ich faktisch zum Nichtwählen gezwungen, wenn ich mir so die Landesliste anschaue.

    Denn ich muss auch eine Partei wählen können, ohne mein Gewissen zu belasten.

    Einzig die Tierschutzpartei oder vielleicht die Vereinigung "Plus" könnte mir hier in den Sinn kommen. Aber je genauer ich mir deren Wahlprogramme und Dogwhistles angucke, ohje ohje. Plus ist eine Ampel in miniklein, und Volt salzt kräftig Neoliberalismus in diese Suppe.

    Alle anderen Parteien sind entweder israel- oder fremdenfeindlich. Beides nicht mit meinem Gewissen vereinbar.

  • Ich wähle schon längst nicht mehr taktisch. Das habe ich immer bereut, wenn ich es getan habe. Seitdem und auch vorher immer Grün.

  • Ich bin keine Brandenburgerin aber ich denke auch in Bezug auf die Bundestagswahl, dass entweder SPd oder CDU zu wählen, die beste Option für eine demokratische Regierung ist , das ist vielleicht nicht optimal aber besser als Dreier Konstellationen oder eine Minderheitenregierung.

  • Taktisch wählen. Naja, Hin- und Herwanderungen zwischen etablierten Parteien bringt da in der momentanen Lage nicht viel. Die rund 10% abgegebenen Stimmen für Kleinst- und Splitterparteien sind dagegen ein echter Verlust.

  • Die Grünen kommen auch unter 5% höchstwahrscheinlich in den Landtag durch 1 bis 2 Direktmandate in Potsdam.



    Damit zählt JEDE grüne Zweitstimme in GANZ Brandenburg wieder voll!

    Dadurch ist taktisch wählen = grün wählen, um Regierungsbeteiligung oder -Duldung von AgD zu verhindern!

    • @Diplom-Psychologe:

      Soviel zu "höchstwahrscheinlich".

  • "Unser Ziel muss sein, dass in fünf Jahren niemand mehr taktisch wählen muss, dass sich die Frage nach der AfD als stärkste Kraft nicht mehr stellt."

    Die Lösung wäre besser zu regieren als die Ampel !Es ist furchtbar, ähnlich wie in der Weimarer Republik, den Aufstieg der Rechten erleben zu müssen ohne die etablierten Parteien als Problemlöser respektieren zu können !

  • Das ist nun aber mal eine krass grünenfeindliche Empfehlung. Ich sag’s ja nur. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sie im nächsten Parlament nicht vertreten sein werden. Also ist die Stimme verschenkt. So hilft nur, CDU wählen, damit es zu einer stabilen GroKo ohne BSW, AfD oder Linke kommen kann.



    So taktisch will der Autor nun sicher auch wieder nicht wählen. Alle anderen denkbaren Koalitionen wären aber entschieden unvergnüglich, bis unerträglich.

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    70% Demokratinnen und Demokraten. Aha. Vor ein paar Jahren waren es noch 90%, kann ich mich erinnern.

    Was soll dieser Selbstbetrug eigentlich?



    CDU und BSW haben gewaltige sachliche Schnittmengen mit der AFD. Und die werden sie natürlich auch umsetzen, bei Strafe des sonst eigenen Untergangs.



    Ist es egal, wenn AFD Politik dann halt von den anderen gemacht wird?

    Da bleibt nicht mehr viel „Progressives“ im Sinne von „Demokraten“ . 10%? 15%?

  • Die Parteien wählen, die die AfD erst groß gemacht haben und damit den Erfolg der Rechten vielleicht noch 4 Jahre rausschieben?

    Das mache ich eventuell wenn die AfD bei 37,1 % im Bund steht. Aber vielleicht dann nicht mal.



    Als Gesinnungsethiker bin ich mir dennoch meiner Verantwortung bewusst - ich glaube nur, dass diese verantwortungsethischen Apelle ihrer Verantwortung noch weniger gerecht werden.

  • Und wenn man taktisch Grüne anstatt SPD wählt und Grüne komen nicht ins Parlament hat man die AfD gestärkt.

    Man sollte die Partei wählen mit der man die meisten Übereinstimmungen hat.

  • Eine:n Direktkandidat:in, die ich eigentlich nur wähle, damit der AfD-Kandidat es nicht schafft? Klar, warum nicht? Kann man mal mit Zähne zusammen beißen machen.



    Aber CDU oder SPD bei der Listenwahl ankreuzen? Never ever. Ich mach mein Kreuz nur bei einer Partei, die nicht im Migrationschor den Abschieberefrain der AfD mit schmettert. Da würde ich die Sperrminorität ja schon an der Urne vorweg nehmen.

  • Ich habe bis 1998 immer taktisch gewählt.

  • Eine Sperrminorität, egal von welcher Seite, hat einen grossen Vorteil; es schränkt die Macht ein.



    Die Parteien müssen aufeinander zugehen und tragfähige Kompromisse erarbeiten.



    Ein Kompromiss kann auch heussen, dass man sich bei verschiedenen Themen entgegenkommt.



    Natürlich geht das nur mit Erwachsenen Politikern, die tum Wohle der ganzen Bevölkerung handeln.



    Mit "Auch wenn ich einen Vorschlag der Gegenseite gut finde, stimme ich dagegen. Nur weil er von der Gegenseite kommt." geht das natürlich nicht.



    Analog bei Wahlen.

  • Warum taktisch wählen? Brandenburg war in den letzten Jahren immer ganz weit vorne beim Wirtschaftswachstum. Wenn die Eingeborenen dort das ablehnen, haben sie selbstverständlich das Recht, dafür zu sorgen, dass das aufhört.

  • "Wer zukünftig aus Überzeugung wählen will, muss bei dieser Wahl taktisch wählen – aber richtig."

    Widerspricht sich das nicht?



    Sollte mensch nicht, wenn er aus Überzeugung wählt, die Partei wählen, die seine Überzeugungen teilt?



    Die meisten Parteien reden in der Migrationsdebatte der AfD nach dem Mund und setzen aus Angst vor ihr ihre Anliegen durch und das soll auch noch belohnt werden?



    In Thüringen wurden in den meisten Fällen CDU-Kandidaten empfohlen (deren Wahlversprechen sich teilweise kaum von der AfD unterschieden) und in meinem Bekanntenkreis sind dem auch einige gefolgt. Aber wer garantiert, dass die CDU am Ende nicht doch aus Machtgeilheit oder "Pragmatismus" die AfD toleriert oder gar koaliert? Der "kleine Paschas" Merz-CDU, trau ich alles zu...

  • Mach ich sei Ewigkeiten! Tut nicht weh!