Taksim-Platz zum 1. Mai abgesperrt: „Für Feierlichkeiten nicht geeignet“

10.000 Polizisten sollen Demonstranten davon abhalten, den Taksim-Platz in Istanbul zu betreten. Gewerkschaften gedenken hier traditionell den Opfern vom 1. Mai 1977.

Power-Riegel: Am Taksim-Platz gibt's am 1. Mai kein Durchkommen. Bild: reuters

ISTANBUL afp | Die türkischen Behörden haben für Freitag Versammlungen und Kundgebungen auf dem Istanbuler Taksim-Platz untersagt. Der Platz sei „für Feierlichkeiten zum 1. Mai nicht geeignet“, hieß es am Donnerstag in einer offiziellen Erklärung des Gouverneurs von Istanbul, Vasip Sahin. Überdies wurden „Gefahren für die Sicherheit“ als Begründung angegeben.

Türkischen Medienberichten zufolge sollen 10.000 Polizisten sicherstellen, dass allen Fußgängern der Zugang zum Platz verwehrt bleibt. Die dortigen Bus- und U-Bahn-Stationen bleiben geschlossen. Der Zugang zu dem Platz sorgt bereits seit zwei Jahren für Streit zwischen der islamisch-konservativen Regierung und den Gewerkschaften.

2013 hatten die Behörden die traditionellen Kundgebungen auf dem Platz zum 1. Mai aus Sicherheitsgründen verboten. Im Vorfeld hatte es Auseinandersetzungen zwischen radikalen Gewerkschaftsvertretern und Einsatzkräften gegeben. Einen Monat später wurden der Taksim-Platz und der angrenzende Gezi-Park zum Schauplatz von Massenprotesten gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Mehr als zwei Wochen lang forderten Zehntausende seinen Rücktritt und warfen ihm vor, in Autorität und Islamismus abzugleiten.

Seither verbietet Erdogan kategorisch jegliche Proteste auf dem Taksim-Platz und lässt regelmäßig Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten einsetzen. Für die Gewerkschaften ist der freie Zugang zu dem Platz aber eine Frage des Prinzips, um der Opfer vom 1. Mai 1977 zu gedenken. Damals hatten Unbekannte das Feuer auf dem Platz eröffnet, wodurch es zu einer Massenpanik mit 34 Toten kam.

Im vergangenen Jahr gab es offiziellen Angaben zufolge 90 Verletzte und 142 Festnahmen bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu rief die Gewerkschaften am Donnerstag auf, die Sicherheitsmaßnahmen zu respektieren und „Randgruppen“ keine Möglichkeit zu geben, „das Land ins Chaos zu stürzen“.

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