Syrische Rebellen in Ost-Ghouta: Sie sollen abziehen
Russland bietet syrischen Rebellen im Umland der Hauptstadt freies Geleit durch einen Korridor. Nahe Idlib sind Auffanglager für 170.000 Menschen geplant.
Die Rebellen warfen der Regierung in Moskau vor, die Bevölkerung aus dem Umland der Hauptstadt vertreiben zu wollen. Über die Zukunft Syriens wollen Russland, der Iran und die Türkei im kommenden Monat beraten.
Russland garantiere den Kämpfern und ihren Familien freies Geleit durch einen Korridor, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Männer dürften persönliche Waffen mitnehmen. Ein Ziel wurde nicht genannt.
Bei früheren Abkommen wurde den Rebellen die Flucht in andere, von Assad-Gegnern beherrschte Gebiete gestattet. Beobachter gehen davon aus, dass die Rebellen aus Ost-Ghouta in Gebiete nahe der türkischen Grenze im Norden Syriens ziehen dürfen.
In Kreisen türkischer Diplomaten hieß es, es sollten Flüchtlingslager für 170.000 Menschen an neun Standorten in der Umgebung von Idlib im Nordwesten Syriens errichtet werden. Weitere Auffanglager seien weiter östlich im Norden Syriens geplant. Ob ein Zusammenhang mit dem Angebot Russlands besteht, blieb offen. Die Türkei hatte vor sechs Wochen eine Offensive gegen die kurdische Miliz YPG in der Region Afrin im Norden Syrien gestartet.
780 Menschen seit Februar getötet
Russland setzt mit dem Angebot auf eine Taktik, die seit dem Kriegseintritt des russischen Militärs an der Seite Assads 2015 bereits mehrmals erfolgreich eingesetzt wurde. Zunächst werden Gebiete der Aufständischen eingekreist und aus der Luft bombardiert. Darauf folgen Bodenoffensiven, die die Rebellen zwingen, Angebote zur Aufgabe und freies Geleit anzunehmen. Nach diesem Schema war auch der Großraum Aleppo eingenommen worden, eines der wichtigsten Rebellengebiete.
Den Truppen Assads und ihren Verbündeten ist es bislang gelungen, ein Drittel von Ost-Ghouta zu erobern. Zudem läuft die Rebellen-Enklave Gefahr, in zwei Teile gespalten zu werden. In der Region leben nach Angaben der UN rund 400.000 Menschen. Nach Angaben der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind seit dem 18. Februar durch Luftangriffe 780 Menschen getötet worden.
„Moskau besteht auf einer militärischen Eskalation und will eine Vertreibung durchsetzen“, sagte der Sprecher der Rebellengruppe Failak al-Rahman, Wael Alwan, zu Reuters. Sollte das landwirtschaftlich geprägte Ost-Ghouta, in dem mehrere Ortschaften liegen, für die Rebellen verloren gehen, hätte sie auch keine Möglichkeiten mehr, Damaskus direkt anzugreifen.
Die beiden Verbündeten Assads, der Iran und Russland, wollen zusammen mit der Türkei die Neuordnung Syriens auf einem Gipfeltreffen im April vorantreiben. Daran würden die Präsidenten Russlands, der Türkei und des Iran, Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan sowie Hassan Ruhani, teilnehmen, erklärte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums.
Bereits nächste Woche werde der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu nach Moskau reisen und eine Woche darauf in die USA. Die USA beschränken sich in Syrien im wesentlichen auf den Kampf gegen die Extremisten-Miliz Islamischer Staat, lehnen aber ebenso wie die Türkei Assad ab.
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