Syrische Opposition und Deserteure vereint: Gemeinsames Verbindungsbüro steht
Der Syrische Nationalrat und die Freie Syrische Armee haben ein Verbindungsbüro eröffnet, um koordiniert agieren zu können. Ein Parlamentarier setzte sich nach Ägypten ab. Die Gewalt hält an.
NIKOSIA afp/dpa | Die syrische Opposition und die von Deserteuren gegründete Freie Syrische Armee (FSA) wollen ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad verstärken. Zu diesem Zweck eröffneten der Syrische Nationalrat, der die wichtigsten Oppositionsparteien vereint, und die FSA ein gemeinsames Verbindungsbüro, wie der Nationalrat am Montag mitteilte. Ziel sei es, die Ereignisse auf politischer Ebene und vor Ort besser koordinieren zu können.
Beide Gruppen kamen dazu bereits in der Nacht zum Sonntag zu einem Treffen zusammen, wie es in der Mitteilung hieß. Geplant seien weitere Treffen mit Militärexperten, mit denen Pläne zur Stärkung der FSA im Kampf gegen die syrische Armee diskutiert werden sollen. Nach Angaben der FSA sind seit Beginn der Protestwelle gegen Assad Mitte März rund 40.000 Soldaten der syrischen Streitkräfte übergelaufen.
Angehörige einer regimetreuen Miliz sollen am Montag in einer Bäckerei in der syrischen Protesthochburg Homs fünf Menschen erschossen haben. Neun weitere Zivilisten seien verletzt worden, als die Angehörigen der Schabiha-Miliz willkürlich um sich geschossen hätten, meldete die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter unter Berufung auf Augenzeugen. Zu den Todesopfern zählten zwei Angehörige der christlichen Minderheit. Die Milizen hätten die Bäckerei anschließend in Brand gesetzt.
Insgesamt hätten Angehörige der Regimetruppen am Montag acht Zivilisten getötet, darunter eine 85 Jahre alte Frau und ein Mann aus Hama, der zu Tode gefoltert worden sei. Eine unabhängige Bestätigung für diese Angaben war wegen der Medienblockade in Syrien nicht zu erhalten.
Unterdessen wächst die Zahl der Funktionäre, die sich von Präsident Baschar al-Assad distanzieren. Der aus Homs stammende Parlamentsabgeordnete Emad Ghalioun erklärte in einem Interview mit dem Nachrichtensender Al-Arabija, er habe aus Protest gegen die Politik der Korruption und Unterdrückung beschlossen, sich der Opposition anzuschließen. Deshalb habe er sich nach Ägypten abgesetzt.
Ein großer Teil der syrischen Opposition ist inzwischen in der Türkei versammelt, darunter der frühere politische Häftling und Menschenrechtsanwalt Haitham al-Maleh sowie etliche Führungsmitglieder der Muslimbruderschaft. Möglicherweise soll in der Türkei in den nächsten Tagen von hochrangigen Deserteuren ein syrischer "Militärrat" gebildet werden.
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