Syrische Flüchtlinge in Südamerika: Brasilien wirbt, Venezuela prahlt
Venezuela kündigt an, 20.000 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen – lässt aber die Grenze zu Kolumbien schließen.
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Die humanitäre Geste wirkt etwas propagandistisch, denn sie kam, nur wenige Tage nachdem Maduro selbst für Bilder von flüchtenden Menschen sorgte. Nach Scharmützeln zwischen Venezuelas Militär und kolumbianischen Paramilitärs, bei denen drei venezolanische Soldaten verletzt wurden, ordnete der Präsident an, die Grenze zwischen dem Bundesstaat Táchira und der kolumbianischen Provinz Norte de Santander zu schließen.
Mindestens 1.200 Menschen mit kolumbianischem Pass oder unklarem Aufenthaltsstatus wurden über die Grenze nach Kolumbien deportiert. Über 8.000 KolumbianerInnen flüchteten zudem aus Angst vor Repressalien auf eigene Faust über die grüne Grenze. Ganze Familien wateten mit ihrem Hab und Gut durch den Grenzfluss Táchira nach Kolumbien.
In seiner Rede vor dem Ministerrat machte Maduro bewaffnete Terroristen für die Flucht dieser Menschen aus seinem Land verantwortlich. Was in Syrien der Terror des Islamischen Staats sei, sei der Terror der Paramilitärs an der Grenze zu Kolumbien.
Gute Beziehungen zu Assad
Als Ölstaat und Opec-Mitglied pflegt Venezuela traditionell gute Kontakte in den Nahen Osten. Bereits zu Zeiten von Hugo Chávez stand es auf Seiten des Assad-Regimes, unter Maduro hat sich daran nichts geändert. Der syrische Staatschef Baschar al-Assad sei „der einzige Führer mit Autorität in Syrien“, so Maduro.
Ob die angekündigten 20.000 Flüchtlinge tatsächlich jemals nach Venezuela kommen, bleibt aber abzuwarten. Schon oft folgten Maduros vollmundigen Ankündigungen wenig bis keine konkrete Schritte.
Brasilien ist bislang das lateinamerikanische Land, das die meisten Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat. Seit zwei Jahren gelten hier erleichterte Einreisebedingungen für Syrer. Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff sagte am Montag in einer Rede zum Nationalfeiertag, ihr Land sei bereit, diejenigen „mit offenen Armen“ zu empfangen, „die hier leben, arbeiten und zum Wohlstand und Frieden Brasiliens beitragen wollen“.
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