Svenja Bergt über intelligente Stromzähler: Der Zwang muss weg
Es fängt schon mit dem Begriff an. „Intelligent“ heißen sie, die neuen Stromzähler. Denn gegen Intelligenz kann doch niemand etwas haben, also auch nicht gegen ein neues, intelligentes Gerät im Keller. Oder?
Das Problem: Wer sich zur Abwechslung weniger Technik wünscht, darf nicht mitreden. Die neuen Zähler gibt es – so der örtliche Netzbetreiber will – nicht kostenlos, dafür aber verpflichtend. Nebenwirkungen inklusive.
Proteste von Datenschützern haben immerhin schon zu Veränderungen geführt. So sollen etwa nur Verbraucher, die einen zeitabhängigen Stromtarif nutzen, detaillierte Verbrauchsdaten übermitteln müssen. Dazu kommen Vorgaben zur Verschlüsselung der zu übertragenden Daten. Doch das Grundproblem bleibt: Von Datensparsamkeit ist der Gesetzentwurf ein ganzes Stück entfernt.
Zum Beispiel: Wenn ein Verbraucher gar keinen Tarif nutzt, der zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Preise anbietet – warum muss dennoch der Zähler protokollieren, wann der Haushalt wie viel verbraucht hat? Zumal es nur eine Frage der Zeit ist, wie lange diese Daten ausschließlich dort bleiben. Werden erst einmal persönliche Daten erhoben, finden sich ziemlich schnell Interessenten für eine Zweitverwertung. Telefondaten, gespeichert für Abrechnungszwecke, landen in der Vorratsdatenspeicherung, Daten zum Fahrverhalten bei der Versicherung. Zumal Stromzähler oft einigermaßen frei zugänglich im Keller hängen und so vor Manipulationen kaum geschützt sind.
In der Praxis sind die neuen Stromzähler daher vor allem eines: weitere Geräte, die Daten sammeln und übertragen und sich dabei der Kontrolle der NutzerInnen entziehen. Das ist kein Argument dafür, die Technik nicht einzusetzen – wer mag und sich davon Vorteile verspricht, soll sie gerne nutzen. Aber es ist ein Argument, diese Entscheidung nicht dem Netzbetreiber zu überlassen. Sondern dem Verbraucher. Schließlich geht es um sein Geld. Und seine Daten.
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