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Sturm auf das Kapitol vor einem JahrBiden macht Trump verantwortlich

Am Jahrestag kritisiert US-Präsident Biden seinen Vorgänger und dessen „Netz aus Lügen“ ungewöhnlich hart – allerdings ohne Trumps Namen zu nennen.

Joe Biden bei seiner Rede in der Halle des Capitols, die vor einem Jahr gestürmt wurde Foto: Michael Reynold/Pool/ap

Washington dpa | Ein Jahr nach Erstürmung des Kapitols in Washington hat US-Präsident Joe Biden seinen Vorgänger Donald Trump für den blutigen Angriff auf das Parlament verantwortlich gemacht. „Zum ersten Mal in unserer Geschichte hat ein Präsident nicht nur eine Wahl verloren, sondern versucht, die friedliche Machtübergabe zu verhindern“, sagte Biden am Donnerstag in einer Ansprache zum Jahrestag im Kapitol. „An diesem Gedenktag müssen wir dafür sorgen, dass ein solcher Angriff nie wieder geschieht.“

Trumps Namen nannte Biden nicht. Normalerweise hält er sich – wie andere frühere Präsidenten – mit offener Kritik am Vorgänger zurück. Der US-Demokrat kritisierte, der damalige Amtsinhaber habe den Angriff im Weißen Haus im Fernsehen verfolgt „und nichts getan“. Der Republikaner habe „ein Netz an Lügen über die Wahl 2020“ gesponnen.

Trump stelle seine eigenen Interessen über die der USA. „Sein angeschlagenes Ego ist ihm wichtiger als unsere Demokratie oder unsere Verfassung. Er kann sich nicht damit abfinden, dass er verloren hat.“

Anhänger Trumps hatten vor einem Jahr das Kapitol erstürmt, um zu verhindern, dass Bidens Wahlsieg vom November 2020 bestätigt wird. Bei dem Angriff kamen fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Trump hatte seine Anhänger in einer Ansprache angestachelt. Er erkennt seine Niederlage auch fast ein Jahr nach dem Machtwechsel nicht an und behauptet weiterhin, durch Betrug um den Sieg gebracht worden zu sein. Beweise dafür hat er nicht. Dutzende Klagen scheiterten vor Gericht.

Biden nannte Trumps Betrugsbehauptungen am Donnerstag eine „Big Lie“ – eine „große Lüge“. Über seinen Vorgänger sagte er: „Er ist nicht nur ein früherer Präsident. Er ist ein besiegter früherer Präsident.“ Trump sei in einer freien und fairen Wahl unterlegen.

An die Adresse von Wählern sagte Biden: „Der ehemalige Präsident und seine Unterstützer haben beschlossen, dass der einzige Weg, um zu gewinnen, darin besteht, Ihre Stimme zu unterdrücken und unsere Wahlen zu untergraben.“ Das sei „unamerikanisch“.

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2 Kommentare

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  • Ceterum censeo, auch wenn ihr meine Anmerkung gestern nicht freigeschaltet habt: Eure Übersetzung ist falsch. Übrigens wohl nich eure sondern die einer Agentur, denn andere Ztg. schreiben dasselbe. Es geht in Bidesn Satz nicht darum, dass niemals zuvor ein Präsident die Sünden begangen hat, ne Wahl zu verlieren (eure Übersetzung sagt genau das), und dass der Blonschopf diesmal es zudem nicht dabei belässt und noch eins draufsetzt. Sondern darum: JEDER zuvor hat die Wahl halt einfach verloren, und gut wars. Dieser hingegen hat daraufhin Remmidemmi gemacht. Das "just" MUSS hier anders übersetzt werden. ...eine Wahl nicht einfach verloren, sondern ... Sonst: transaltlantic news lost in translation ....

  • An deser Meldung ham sich auch andre verschluckt. Zitat rnd: '...Sturm auf das Kapitol verantwortlich, bei dem fünf Menschen starben und 140 Polizisten ums Leben kamen..' Ooops. www.rnd.de/politik...AWLUQH2NZLXBA.html