Stück Berliner Mauer als Geschenk: Ein Stein von Herzen
Tom Kaulitz hat Heidi Klum ein Stück Berliner Mauer geschenkt. Viele Fans finden, dass sei etwas fürs Museum und nicht für den Garten.
Irgendwo in Deutschland muss es ein riesiges Berliner Mauerproduktionszentrum geben. Ich frage mich schon lange, wo es steht. Ob man es mal besuchen kann? Wem es wohl gehört? Einem ostdeutschen oder westdeutschen Menschen?
Ich stelle mir vor, wie dort schwitzende Arbeiter*innen Betonklötze in Schichtarbeit gießen. Wie Graffitisprayer*innen absurde Fantasiebilder darauf sprühen, genau solche, wie sie mal kurz nach der Deutschen Teilung gesprayt worden sein müssen. Manchmal sind da auch so tiefgründige Wörter dabei wie „Freiheit“ oder besser gleich: „Freedom“.
So ungefähr muss es sein, denke ich, denn wo sonst hätte Tokio-Hotel-Gitarrist Tom Kaulitz noch ein komplettes Segment der Mauer auftreiben können, um es seiner neuerdings Ehefrau Heidi Klum zu schenken?
Auf Instagram teilt Klum ein Video davon, wie das XXL-Geschenk von einem Lastwagen in ihren Garten gehoben wird. Jeden Morgen werde sie dieses wunderschöne Stück nun betrachten, schreibt sie auf Instagram. Mit dem Wissen, dass Mauern nicht gebaut werden, sondern fallen müssen.
Natürlich kann es sein, dass Tom Kaulitz wirklich ein echtes Stück Mauer ergattert hat. In der Regel ist es aber schon seit Langem so, dass die Souvenirmauerstücke, die es überall gibt, selbstverständlich nachgemacht sind.
Viele Fans sind jedenfalls empört, denn wie kann er nur, dieser Tom, schreiben sie. So ein sensibles Stück Geschichte verschenke man nicht einfach so. Die Mauer gehöre ins Museum, nicht in Klums Garten, sagen andere. Ja, denke ich und will mich so gerne darüber aufregen – es gebe tausend Gründe, aber ich finde es fast schon romantisch.
Sie müssen sich nur anschauen, wie sich Klum gefreut hat. Wie stolz Kaulitz war, seine Frau mit einem Stück Beton – also, noch mal zum Mitschreiben: mit einem riesigen, bunt bemalten und meterhohen Stein – überrascht und glücklich gemacht zu haben.
Ich glaube, man nennt das: blind vor Liebe.
Ich fordere deshalb: Nachsicht mit Tom Kaulitz! Er ist unsicher und verliebt. Steht unter gesellschaftlicher Beobachtung, ist unter Druck. Denken wir lieber: Das Problem ist nicht Tom, nicht das Geschenk, sondern das Mauerproduktionszentrum.
Und fragen wir uns dann: Wo steht es? Finden wir den Betrieb, stürmen wir die Produktionsstätte. Nieder mit den Mauerresten! Es lebe die Liebe!
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