Studien zu Extremwetter und Waldbränden: Die Klimakrise tötet – auch in L. A.
Eine Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Klimaerhitzung die Feuer in Los Angeles um 35 Prozent wahrscheinlicher gemacht hat.
Vor allem im Mittelmeer-Raum werde Hitze lebensgefährlich, erklärt Pierre Masselot, Hauptautor der Studie: „Dort könnten die Temperaturen schlimmstenfalls um durchschnittlich 5 Grad bis Ende unseres Jahrhunderts steigen.“ Unter den untersuchten Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern würde die Zahl der Hitzetoten vor allem in Barcelona, Madrid und Valencia sehr stark ansteigen. Aber auch Griechenland, der Balkan, Ungarn, Tschechien und Süddeutschland sind Hotspots.
Aktuell sterben in Europa mehr Menschen an Kälte als an Hitze. Doch wenn die Klimaerwärmung auf 2 Grad begrenzt werden könnte, würden die Toten wegen Hitze die Mehrheit übernehmen. Steigende Temperaturen schädigen indirekt die Gesundheit, indem sie Stress verursachen, das Kreislaufsystem schwächen, Organe versagen lassen – und direkt: Ab 42 Grad Celsius Körpertemperatur gerinnt das menschliche Eiweiß, der Tod ist unausweichlich. Die bislang in Deutschland gemessene Höchsttemperatur liegt bei 41,2 Grad, gemessen im Jahr 2019. Besonders gefährdet sind Kranke, Alte, Säuglinge und Kleinkinder.
Bei der Hitzewelle 2023 in Kalifornien kletterte das Thermometer sogar auf 51 Grad, nicht einmal in der Nacht kühlte sich die Luft auf jene Temperatur ab, die ein gesunder Mensch als Körpertemperatur besitzt: 37 Grad. Auf dem Höhepunkt der Welle waren 110 Millionen US-Amerikaner betroffen, ein Drittel der Bevölkerung.
Park Williams, Geografie-Professor
Welchen Einfluss die Klimaerhitzung auf die Waldbrände in Kalifornien ausübte, das hat jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern untersucht. „Buschfeuer hat es schon immer gegeben in Südkalifornien“, urteilt Park Williams, Geografie-Professor an der University of California und einer der Autoren. „Allerdings ereigneten sich diese Brände mitten in der eigentlichen Regenzeit.“ 10.000 Häuser wurden vernichtet, 29 Menschen kamen in den Flammen um, in Eaton, südlich von Los Angeles, brennen immer noch 57 Quadratkilometer. Aktuell stellt sich für viele die Frage: Zurückkehren und wiederaufbauen oder besser nicht?
35 Prozent wahrscheinlicher
Wer der sogenannten Attributionsforschung folgt, lässt das besser bleiben: Die Studie ergab, dass der Klimawandel solch heiße, trockene und windige Bedingungen, die die Brände derart zerstörerisch anfachten, etwa 35 Prozent wahrscheinlicher macht. Steigt die Durchschnittstemperatur in den nächsten 75 Jahren auf 2,6 Grad global – angesichts der aktuellen Klimaziele der Staaten eine realistische Annahme –, wird das Risiko für solch brandgefährliche Bedingungen auf 70 Prozent steigen. Zudem stellten die Forscher fest, dass die Waldbrandsaison in Los Angeles länger und gefährlicher wird: Bereits heute dauert die Feuergefahr im Durchschnitt etwa 23 Tage länger als im vorindustriellen Klima. Park Williams rät deshalb, nicht wieder so aufzubauen, wie es war: „Es ist nur eine Frage von Jahren, bis diese verbrannten Gebiete wieder bewachsen sind und nach Dürre hohes Potenzial für schnell ausbreitendes Feuer bieten.“
Friederike Otto, Professorin am Londoner Imperial College und Mitbegründerin der World Weather Attribution, konnte sich einen Seitenhieb auf die Politik des neuen US-Präsidenten bei der Präsentation der Studie nicht verkneifen: „Von heftigen Hurrikanen im Osten bis zu albtraumartigen Waldbränden im Westen: Die Klimaerhitzung zerstört Leben und Lebensgrundlagen in den USA. Die Staats- und Regierungschefs haben auch 2025 die gleichen Alternativen: Fossile Rohstoffe weiter zu verbrennen und immer unsichere Wetterbedingungen zu schaffen oder auf erneuerbare Energien umzusteigen.“
Trump hatte das Katastrophengebiet am vergangenen Samstag besucht – und Bedingungen dafür formuliert, dass Hilfen aus Washington fließen. Schätzungen zufolge haben die Feuer bislang Schäden in Höhe von über 250 Milliarden US-Dollar verursacht.
Aber nicht nur das: Die Brände setzten auch große Mengen Kohlendioxid frei und tragen so selbst zum Anheizen des Treibhauses bei. Zuletzt hatte es sehr viel gebrannt, was nicht ohne Folgen blieb: Noch nie ist die Konzentration der Treibhausgase binnen einem Jahr in der Atmosphäre so stark angestiegen wie 2024. Nach Angaben des britischen Wetterdienstes kamen 3,58 ppm – „Teile CO2-Äquivalent pro Million Teilchen Atmosphäre “ – hinzu, die Konzentration liegt somit bei 424 ppm. Vorindustriell waren es 280 ppm, als 1992 die Klimarahmenkonvention – Grundlage des internationalen Klimaschutzes – beschlossen wurde, waren es 354 ppm. Eine Konzentration von 450 ppm gilt als die Schwelle, an der das 2-Grad-Ziel gerissen wird.
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