Studie zu sexueller Gewalt in der DDR: Kindesmissbrauch war Tabuthema
Eine neue Studie zeigt: Täter wurden in der DDR nur selten verfolgt, sexueller Missbrauch von Kindern passte nicht ins Selbstbild der sozialistischen Gesellschaft.
Die Problematik sei in der DDR weit mehr und länger tabuisiert worden als in den alten Bundesländern, sagte Bergmann. Wie aus der Studie weiter hervorgeht, wurde über sexuellen Missbrauch von Kindern kaum in der Öffentlichkeit berichtet, und eine strafrechtliche Verfolgung der Täter gab es nur in Einzelfällen.
„Für die Expertise wurden 250 Fälle gesichtet und 150 genauer ausgewertet“, sagte Mitautorin Stefanie Knorr. Als Quellen hätten unter anderem Dokumente aus dem Archiv des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen und aus dem Bundesarchiv gedient. Die Expertise sei jedoch nur ein Anfang.
Der Studie zufolge gab es Opfer, die mehrfach betroffen waren: in der Familie und in den berüchtigten DDR-Heimen zur Umerziehung. So gebe es Beispiele, wonach Mädchen und Jungen ein auffälliges Verhalten aufgrund sexuellen Missbrauchs in der Familie entwickelt hätten. In Folge dessen wurden sie in ein Heim eingewiesen und waren dort erneut sexueller Gewalt ausgesetzt. „Für die Betroffenen war es unmöglich über ihre Erfahrungen zu sprechen, Hilfe und Therapie gab es nicht“, sagte Knorr.
„Die sexuelle Gewalt in den Heimen findet bislang kaum Beachtung“, sagte Corinna Thalheim, Vorstandsvorsitzende der Betroffeninitiative „Missbrauch in DDR-Heimen“. Wichtig sei es, dass eine Gleichstellung mit anderen Opfern des DDR-Regimes hergestellt werde.
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