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Studie zu Steuerdumping in EuropaReiche schaden EU

EU-Staaten wie Italien und Zypern unterbieten sich gegenseitig im Wettstreit um Wohlhabende. Das belaste andere Steuerzahler, so eine Studie.

Aggressives Buhlen um die Reichen: Yachthafen von Limassol in Zypern Foto: Panther Media/imago

Berlin taz | Europas Steuersysteme leiden unter einem Wettbewerb um superreiche außereuropäische Aus­län­de­r*in­nen. Von einem „verbreiteten wirtschaftlichen Phänomen“ spricht das EU Tax Observatory in seiner am Montag veröffentlichten Untersuchung. Die Sparmodelle für die Reichen seien „immer aggressiver geworden“, schreibt das Institut, das der Ökonom Gabriel Zucman leitet. Die EU-Steuerbeobachtungsstelle ist ein öffentlich finanziertes Institut, das Studien zur innereuropäischen Besteuerung durchführt.

Besonders aggressiv um reiche EU-Ausländer*innen werben laut der Studie Italien, Griechenland, Portugal und Zypern. Sie bieten die vorteilhaftesten Systeme für begüterte Pensionäre, gut verdienende Manager*innen, Ban­ke­r*in­nen oder Wissenschaftler*innen, Show- oder Fußballstars.

Um vermögende Rent­ne­r*in­nen anzulocken, werden so in Italien Auslandseinkommen für lange Zeit nur mit einer Pauschalsteuer belegt. Laut einer weiteren Sonderregel können zudem dort lebende For­sche­r*in­nen Anspruch auf den Abzug von 90 Prozent ihres Einkommens erheben – effektiv werden also nur 10 Prozent ihres Einkommens steuerpflichtig.

Zwischen 1995 und heute sei die Zahl der Steuerregelungen, die hohe Einkommen begünstigten, in den EU-Staaten von 5 auf 28 gestiegen. Dies habe zu Entlastungen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro geführt. Davon hätten bisher mehr als 200.000 Begünstigte profitiert. Laut den Stu­di­en­au­to­r*in­nen entspricht diese Summe dem Jahresbudget des Erasmus-Programms.

Superreiche Leben auf Kosten von Rest-EU

Was die einen bekommen, fehlt den anderen: Das Steuerdumping gefährde die Staatsressourcen und benachteilige diejenigen Menschen, die ihren Steuersitz nicht ohne Weiteres verlagern können, also Ärmere. Diese müssten einen erheblichen Teil der Steuerlast tragen. Der Steuerwettbewerb um die Wohlhabenden führe zudem dazu, dass die Reichen niedrigere effektive Steuersätze zahlen als der Rest der Bevölkerung.

„Steuerliche Extrawürste für wenige Superreiche gehen auf Kosten von 450 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürgern“, sagte der grüne EU-Parlamentarier Sven Giegold. „Insbesondere Länder wie Deutschland, das sich nicht am Steuerwettlauf um Superreiche beteiligt, haben das Nachsehen.“ Bislang fehle es in der EU am Willen, dieser Art des Steuerschadens einen Riegel vorzuschieben.

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7 Kommentare

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  • Ich glaube kaum, dass ein Staat Reiche und Superreiche anlockt, nur um sich mit ihnen zu schmücken. Die betreffenden Staaten werden derartige Gäste nur dann (z. B. mit Sparmodellen) anlocken, wenn unter dem Strich durch Steuern und Investitionen immer noch ein Plus für das Staatssäckel herausspringt. Alles andere sind Märchen.

    • @Pfanni:

      Nein - definitiv: Veto !!!

      Ein Plus für das eigene Säckel oder den eigenen Nimbus der "Entscheider" ist wohl eher der springende Punkt !!!

  • Schauen wir mal:



    1.) Es sind nicht die Reichen, sondern einige Regierungen die hier den Schaden anrichten. Teile der Reichen betätigen sich als Wirtschaftsflüchtlinge, was aber für die breite Masse auch in Ordnung ist (oder kritisiert jemand wenn eine Krankenschwester auswandert weil sie dort bessere Vergünstigungen und eine geringere Steuerlast hat?)



    2.) Ich bezweifle stark dass die Superreichen trotz der (mMn hochgradig fragwürdigen) Entgegenkommen auf Kosten der anderen leben. Man lebt auf Kosten anderer wenn man Nettoempfänger ist, nicht wenn man geringere Steuersätze zahlt.

  • Vielen Dank für den Artikel !

    Wenn man da mal recherchiert ist die Grenze, ab der sich das lohnt, ja garnicht so hoch !

    Da lohnt es sich ja für Otto:in-Normalverbraucher:in mal über'n Zaum zu schauen ...

  • So leid mir das tut sagen zu müssen. Das will ja doch keiner hören. Seit Gerhard Schröder glauben die meisten Bürger immer noch an das Märchen von den Reichen, welche die Hauptlast der Steuereinnahmen tragen. Das ist so ähnlich wie bei den Querdenkern und Coronaleugnern. Da helfen auch keine Beweise und Fakten.



    Seit Jahrzehnten sieht kaum ein Politiker Handlungsbedarf für den immer weiter zunehmenden Kampf vieler Länder untereinander, mit Dumpingsteuern Mehreinnahmen zu generieren.



    Eigentlich müsste das Steuerrecht radikal überarbeitet werden, vor allen auch auf internationaler Ebene. Aber selbst die derzeit diskutierte Mindessteuer in Europa dürfte wohl nicht mal das Papier wert sein.

  • Es fehlt der EU nicht am Willen, solche Regelungen zu unterbinden, sondern vor allem an der Kompetenz. Für eine Änderung der Kompetenzen wäre eine Änderung der Grundverträge notwendig und bedürfte der Zustimmung aller Mitglieder.

    • @DiMa:

      Die EU ist und war immer eine Wirtschaftsunion. Also eine Vereinmigung mit dem Ziel das Geldverdienen einfacher zu machen.

      Und da haben die Gründungsväter schon ab initio wirksame Mechanismen geschaffen die das sicherstellen.