Studie zu Profit und Klima: Dreht den Ölhahn zu!
Um ausreichend CO2 zu reduzieren, sollten die Ölkonzerne ihre Produktion um ein Drittel drosseln. Ihre Investitionen müssten steigen.
Wenn sie das ernst meinen, müssten sie ab sofort aber ihre Ölproduktion drastisch drosseln, findet eine neue Studie. „Die größten aktiennotierten Öl- und Gaskonzerne müssen ihre Gesamtproduktion bis 2040 um ein Drittel reduzieren, um ihre Emissionen innerhalb der internationalen Klimaziele zu halten und das Eigentum ihrer Aktienbesitzer zu schützen“, lautet das Fazit der Untersuchung.
Der Thinktank Carbon Tracker hat diese Untersuchung vorgelegt, ein gemeinnütziges Institut, das sich auf die Energiewirtschaft spezialisiert hat. Schon seit 2011 warnen Experten vor „unverbrennbarem Kohlenstoff“: Damals rechneten die Experten aus, dass etwa ein Drittel der nachgewiesenen Reserven von Kohle, Öl und Gas verbrannt werden dürften, wenn der Klimawandel bis 2 Grad gestoppt werden soll.
Nun haben die Forscher diese Rechnung auf einzelne Ölfirmen und ihre geplanten Projekte heruntergerechnet. Das Ergebnis: Keine der großen sieben privaten Ölfirmen ist auf gutem Wege, ihre Klimaziele bis 2040 unter dem Paris Abkommen einzuhalten. Unter den Ölfirmen gibt es dabei große Unterschiede, je nach ihren Planungen.
ConocoPhillips besonders betroffen
Am härtesten trifft es ConocoPhillips: Der US-Konzern müsste bis 2040 insgesamt 85 Prozent seiner Produktion einstellen. Auch das Schwergewicht ExxonMobil müsste seinen Ausstoß von Öl und Gas um 55 Prozent mehr als halbieren. Eni (minus 40), Chevron und Total (jeweils 35 Prozent) müssten harte Schnitte machen. Am einfachsten wäre ein klimakompatibler Kurs noch für BP (Reduktion um ein Viertel) und Shell (10 Prozent).
„Wenn die Firmen und Regierungen versuchen, alle ihre Öl- und Gasreserven zu entwickeln, wird die Welt ihre Klimaziele verfehlen“, warnt Mike Coffin, Analyst bei Carbon Tracker und Autor des Reports. Oder die Investitionen in der weltweiten Energiewende würden scheitern – oder beides.
Bisher versuche die Industrie, „den Kuchen zu essen und ihn gleichzeitig zu behalten“. Ihre Anteilseigner sollen sich in Sicherheit wiegen und sich zu den Klimazielen bekennen, während gleichzeitig trotzdem mehr Öl und Gas produziert wird. Das aber passe nicht zusammen, kritisiert Coffin.
„Für die meisten bedeutet das: kleiner werden darin, was derzeit ihr Kerngeschäft ist“, heißt es in dem Bericht. „Während wir das als besten Weg sehen, um die Erträge zu maximieren und die Risiken in der Energiewende zu minimieren, wird es einen signifikanten Wandel im Denken der Unternehmensführungen erfordern.“
Algenbenzin soll helfen
Bislang ist davon nicht viel zu sehen. Die Firmen brüsten sich mit effizienter Produktion und neuen Techniken wie Algenbenzin. „Der notwendige Wandel, die Billionen von Dollar an Investitionen, wird von den Unternehmen mit den nötigen Ressourcen und Größenordnungen kommen“, verkündet etwa Shell-Chef Ben van Beurden. Allerdings übernehmen die großen Ölkonzerne keine Verantwortung für die CO2-Emissionen, die aus der Verbrennung ihrer Produkte entstehen, moniert der Bericht. Zugleich würden sie ihr Geld weiter in großen Mengen in die eigentlich unverbrennbaren Kohlenstoffe investieren.
Eine Studie des Carbon Disclosure Project fand heraus, dass die großen Konzerne seit 2018 rund 50 Milliarden Dollar in Öl- und Gasprojekte investiert haben, die sich nicht rechnen würden, wenn das 1,5-Grad-Ziel beim Klima gehalten werden soll. Bei den grünen Investments sind die Konzerne ebenfalls zurückhaltend. Nur etwa 1 Prozent ihres investierten Kapitals fließen derzeit in Erneuerbare. (bpo)
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