Studie zu Müll im Ozean: Sand, Meer und Einwegplastik
Für einen Großteil des weltweiten Mülls an Stränden ist To-Go-Konsum verantwortlich. In Europa dominiert Fischereiabfall wie Seile und Netze.
Plastiktüten und -flaschen machen etwa ein Drittel aller Einzelteile des gesamten Ozeanmülls aus. Zusammen mit Einwegverpackungen und -geschirr (18,5 Prozent) sowie Glasflaschen und Getränkedosen (6,6 Prozent) ist der Mitnahmekonsum – global betrachtet – damit für etwa 57 Prozent der Einzelteile des Ozeanmülls verantwortlich.
Dieser Müll treibt im Ozean umher und wird versehentlich von Fischen und Walen gefressen. Der Mageninhalt eines Pottwals erregte 2018 für Aufsehen, der Meeressäuger hatte neben Plastiktüten und -flaschen auch Flip-Flops gefressen. Unter anderem 115 Einwegbecher fand man im Magen des Tieres. Der Fund war nicht der Letzte seiner Art.
Netze, Leinen und Seile, die in der Fischerei eingesetzt werden, entsprechen etwa 15 Prozent des umhertreibenden Abfalls. Die Fische verfangen sich in den Netzen und Seilen und ersticken. Industrieprodukte wie Autoreifen, Kleidung und Batterien, aber auch Industrieverpackungen machen nur 3,4 Prozent des Mülls aus. Ein Viertel der Stichproben entsprach keiner der bisherigen Kategorien.
Empfohlener externer Inhalt
In Europa verschmutzen vor allem Seile und Netze die Meere
Global betrachtet ist der To-Go-Konsum von Plastikprodukten damit das bedeutendste Problem für die Ozeane. Doch die Müllanteile zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Ländern unterscheiden sich gewaltig. In Europa und Nordamerika ist nicht Einwegplastik, sondern Fischereimüll die größte Plage. Über 40 Prozent der Müllmenge sind Überreste von Netzen, Leinen und Seilen.
Die Studienautorin Carmen Morales-Caselles zeigte sich erstaunt über den hohen Anteil der To-Go-Artikel: „Wir waren nicht überrascht, dass 80 Prozent des Mülls aus Plastik besteht, aber der hohe Anteil an To-Go-Artikeln hat uns doch verwundert“, sagte die Wissenschaftlerin der Universität Cádiz dem Guardian.
„Diese Informationen werden es den politischen Entscheidungsträger:innen erleichtern, Maßnahmen zu ergreifen, um die Abfälle im Meer nicht nur zu beseitigen, sondern auch zu reduzieren“, sagt Morales-Caselles.
Im März 2022 beschlossen die Vereinten Nationen, einen rechtsverbindlichen globalen Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung in Wasser, Luft und Boden auszuarbeiten. Noch dieses Jahr soll die nächste Konferenz stattfinden, der Vertrag bis 2024 ausgehandelt sein. Das ambitionierte Ziel des Mandats der Umweltversammlung: Regeln und Verpflichtungen für den gesamten Lebenszyklus von Plastik. Also auch für den To-Go-Konsum.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann