Studie zu Elektroautos: Kaum etwas gewonnen
Die Förderung der Elektromobilität ist „sozial schief“, sagen Analysten. Zudem koste jede vermiedene Tonne CO2 den Staat bis zu 1.000 Euro.
Im Text ist von „immensen Kosten“ für den Staat die Rede. Genannt werden dabei zum einen die direkten Subventionen in Höhe von bis zu 6.000 Euro beim Fahrzeugkauf (plus weitere 3.000 Euro Förderung durch den Hersteller). Hinzu kommt die Befreiung von der Kfz-Steuer für bis zu zehn Jahre. Wird das Auto als Firmenwagen genutzt, muss der geldwerte Vorteil zudem nur zum reduzierten Satz versteuert werden.
Auch den Aufbau der Ladestationen unterstützt der Staat üppig. Für die Installation eines privaten Anschlusses – Wallbox genannt – gibt die Förderbank KfW 900 Euro Zuschuss. Hinzu kommen staatliche Gelder in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro für den Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur.
Während der Fahrt verursacht das Elektroauto dann enorme Ausfälle in der Staatskasse, weil die Stromsteuer deutlich niedriger ist als die Mineralölsteuer. Die Bankanalysten rechnen vor: Im Durchschnitt fielen für einen VW Golf (Benziner) über einen Zeitraum von 12 Jahren Energiesteuern in Höhe von 6.500 Euro an, beim Elektroauto VW ID.3 liege das Aufkommen aus der Stromsteuer bei nur 550 Euro. Größere Fahrzeuge rissen entsprechend größere Löcher in den Staatshaushalt. So könnten über die Nutzungsdauer eines einzigen Batteriefahrzeugs „leicht fiskalische Effekte von mehr als 20.000 Euro“ zusammenkommen.
Käufer meist Gutverdienende
Als Zeichen der sozialpolitischen Unwucht der Förderung sehen die Analysten vor allem die Tatsache, dass die Käuferschicht „eher den höheren Einkommensgruppen“ angehört. Das habe eine Auswertung der KfW unter Haushalten ergeben, die bereits ein Elektroauto besitzen oder eine Anschaffung planen. Auch sei der Anteil an Haushalten, die in einem Ein- oder Zweifamilienhaus wohnen, überproportional hoch.
Der Bundesverband eMobilität (BEM) kritisiert den gesamten Tenor der Studie. Bei der Förderung sei „keine soziale Schieflage erkennbar, sondern im Gegenteil das Bemühen, dass auch einkommensschwache Gruppen solche Fahrzeuge erwerben können“, sagt BEM-Vize-Präsident Christian Heep.
Eine Schieflage gebe es bestenfalls bei den geförderten Produkten: „Während Pkw bezuschusst werden, sind Leichtfahrzeuge von der Förderung ausgeschlossen.“ Dabei seien diese für Handwerker und mittelständische Unternehmen eine kostengünstige Alternative zu schweren Transportfahrzeugen: „Hier ist der Gesetzgeber immer noch sehr PS-gesteuert und weniger CO2-orientiert. Das sollte zügig geändert werden.“
Neben den sozialpolitischen Aspekten ist in dem Papier der Deutschen Bank eine weitere Berechnung brisant: Die aktuelle Förderung der E-Mobilität koste den Staat 800 bis 1.000 Euro pro Tonne CO2, die weniger ausgestoßen werde. Ein teuer erkaufter Klimanutzen: Mit dem gleichen Geld könne man in Unternehmen, die dem Emissionshandel unterliegen, das 16- bis 20-fache an CO2-Emissionen vermeiden.
In der Sprache der Ökonomie ist die Bilanz der gesamten Förderung deshalb vernichtend: „Letztlich genügt das aktuelle regulatorische Regime nicht den Forderungen nach ökonomischer Effizienz und ökologischer Effektivität.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance