Studie von „Bahn für Alle“: Es braucht mehr Nachtzüge
Das Bündnis „Bahn für Alle“ kritisiert, dass die Nachtzüge hierzulande nicht attraktiv genug sind. Dabei könnte man damit klimafreundlicher reisen.
Ein vom Umweltbundesamt mitgefördertes Papier des Aktionsbündnisses „Bahn für Alle“ – hinter dem sich etwa Umweltorganisationen und Gewerkschaften sammeln – analysiert, warum der Ausbau eines flächendeckenden, europaweiten Nacht- und Fernreisezugnetzes bisher nur schleppend vorangeht.
Die Deutsche Bahn hatte im Jahr 2016 sogar einen Schritt in die gegenteilige Richtung gemacht und ihre Nachtzugsparte eingestellt, weil sie sich als nicht lukrativ für den Konzern herausstellte. Seitdem bedienen immer mehr private Anbieter und unterschiedliche Eisenbahnverkehrsunternehmen mit ihren Zügen die Nachtzugstrecken innerhalb Europas.
Viele Nachteile bei aktuellen Nachtzugangebot
Laut der Studie von „Bahn für Alle“ wird das zunehmend zum Problem. „Der Wettbewerb auf der Schiene, den die EU in den letzten Jahrzehnten vorangetrieben hat, ist aus unserer Sicht gescheitert“, sagt der Sprecher der Initiative, Ludwig Lindner. Hauptkritikpunkt des Bündnisses ist, dass das Fahren mit Nachtzügen für die Reisenden durch die vielen verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen immer unattraktiver wird.
„Über die nationalen Onlineportale der Bahngesellschaften können oft keine durchgängigen Tickets gebucht werden“, heißt es in dem Papier. Dadurch käme es einerseits zu hohen Preisen, die oft nicht konkurrenzfähig gegenüber anderen klimaschädlichen Verkehrsträgern – wie etwa dem Flugzeug – sind. Andererseits hätten Bahnreisende bei Verspätungen keinen Anspruch auf Ersatzfahrten, weil sie mehrere Tickets unterschiedlicher Unternehmen buchen mussten. Würden bei Verspätungen Anschlusszüge verpasst, müsste im Zweifelsfall ein neues Ticket gekauft werden.
Das Bündnis fordert daher die Gründung einer europaweit tätigen, öffentlich-rechtlichen Bahn-Dachorganisation, um die Züge attraktiver zu machen. Eigentlich eine gute Idee, aber fraglich, ob das Bündnis damit Erfolg hat. Konkrete Handlungsempfehlungen sollen im Anschluss an die Veröffentlichung der Studie in Fachgesprächen diskutiert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen