Studie über Primark in Sri Lanka: Harte Arbeit für billige Mode
Die Bedingungen in manchen Zulieferfabriken von Primark sind schlechter, als der Textildiscounter verspricht. Das belegt eine aktuelle Studie.
Die Studie im Auftrag der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Münster erscheint zum 50-jährigen Jubiläum der Eröffnung der ersten Primark-Filiale in Irland. Untersucht wurden unter anderem die Arbeitsverhältnisse in mehreren Fabriken, in denen das Unternehmen fertigen lässt.
Während der staatliche Mindestlohn für Frauen in Sri Lanka knapp 80 Euro monatlich beträgt, bekommen die Arbeiterinnen in den Primark-Fabriken 100 oder 120 Euro. Allerdings liegen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für Familien in Sri Lanka nach staatlichen Erhebungen bei rund 150 Euro monatlich, die gewerkschaftliche Organisation Asia Floor Wage Campaign nennt fast 300 Euro.
So viel müssten die Primark-Arbeiterinnen also eigentlich verdienen, um vernünftig leben zu können. „Ich würde diese Arbeit keinem empfehlen. Unsere Löhne sind so niedrig, wir können nicht einmal genug Lebensmittel kaufen“, berichtete eine der befragten Beschäftigten.
Wenn die Frauen trotzdem ausreichende Gehälter erzielen wollen, müssen sie laut Studie sehr lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen. Einige würden 60 Stunden pro Woche schuften, wobei die maximale Beschäftigungszeit gesetzlich auf 57 Stunden beschränkt ist. Teilweise kommen auch bis zu 80 Stunden vor. „In keiner der untersuchten Fabriken wird der Verhaltenskodex eingehalten, den Primark seinen Herstellern auferlegt“, sagte Isabell Ullrich von der Christlichen Initiative Romero.
Unzureichende Bezahlung und zu lange Arbeitszeiten seien an der Tagesordnung, weil in den Fabriken meist keine Gewerkschaften aktiv sind, die die Interessen der Beschäftigten vertreten. Ein Unternehmenssprecher räumte „eine kleine Anzahl von Problemen an drei Standorten“ ein. Diese werde man angehen und die „Fortschritte überwachen“. Grundsätzlich seien die Arbeitsbedingungen aber okay.
Problemfall „schnelle Mode“
Ullrich macht für die Missstände unter anderem das Geschäftsmodell der „schnellen Mode“ („fast fashion“) verantwortlich. Primark bringt teilweise im Wochenrhythmus neue Kleidungsstücke heraus, um seiner jungen Kundschaft im schnellen Wechsel günstige Produkte anzubieten. Die entsprechenden Aufträge müssen die Lieferanten kurzfristig abarbeiten. Überstunden am Abend nach den regulären Schichten oder zusätzliche Einsätze an Wochenenden sind dann nötig. „Durch ihr Einkaufsverhalten entsteht eine kurzfristige und unstete Auftragslage in den Fabriken und hoher Zeit- und Preisdruck“, schreiben die Kritiker*innen.
Interessanterweise ist der Billiganbieter Primark Mitglied im Textilbündnis, das Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) initiierte. Neben Unternehmen wie Adidas, KiK oder Otto arbeiten darin Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und kritische Organisationen mit, darunter die Kampagne für Saubere Kleidung, der die Christliche Initiative Romero angehört. Unter dem Druck der Politik soll das Bündnis die Zustände in den Produktionsländern verbessern. Auch die langfristige Durchsetzung existenzsichernder Löhne gehört zu den Zielen. Von den versprochenen Verbesserungen ist bei den Beschäftigten der Fabriken in Asien, Afrika und Lateinamerika bisher allerdings fast nichts angekommen.
Primark ist auch Mitglied bei der Organisation Act, in der eine Gruppe globaler Konzerne wie H&M und Inditex mit dem internationalen Gewerkschaftsbund Industriall kooperiert. Ziel ist es, erstmals gemeinsame Tarifverhandlungen in einem Produktionsland – Kambodscha – zu führen. Wenn das funktioniert, könnten von diesem Mechanismus später auch die Beschäftigten in Sri Lanka profitieren.
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