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Stromerzeugung während der PandemieCorona killt Kohle

Die Corona-Pandemie drosselt in vielen Regionen der Welt die Verbrennung von Kohle. Den Trend zu mehr CO2 in der Atmosphäre kann das nicht stoppen.

Für Kohle geht die Sonne unter: Tagesausklag am Kohlekraftwerk Mehrum in Niedersachsen Foto: dpa

Berlin taz | Die Corona-Pandemie drosselt in vielen Regionen der Welt die Verbrennung von Kohle. In der Krise wird weniger Strom verbraucht oder billiger mit Gas und erneuerbaren Energien erzeugt. Weil die Verbrennung von Kohle nicht schnell hoch- und runterzufahren ist, wird sie ineffizienter, wenn die Nachfrage schwankt. Und fixe Kosten, etwa Preise für die CO2-Zertifikate, verteuern Fossile zusätzlich. In Deutschland sank die Stromnachfrage in der Krise um etwa 10 Prozent, in anderen Ländern deutlich mehr. Bis Ende März gab es auf dem Strommarkt in Deutschland 130 Stunden mit „negativen Preisen“ – wer Strom abnahm, wurde dafür noch bezahlt.

Auch in den USA ist der Kohleverbrauch weiter geschrumpft, laut Analysten noch einmal um 35 bis 40 Prozent gegenüber dem ohnehin schon schlechten Vorjahr. Im April produzierten dort Sonne und Wind zum ersten Mal mehr Strom als die Kohle – allen Versprechungen von US-Präsident Donald Trump zum Trotz, er werde „die Kohle zurückbringen“. Österreich schaltete sein letztes Kohlekraftwerk ab, Schweden nahm ebenfalls seine letzte CO2-Schleuder vom Netz. Damit sind inzwischen neun EU-Länder kohlefrei: das Baltikum, Österreich, Schweden, Malta, Zypern, Belgien und Luxemburg. In Großbritannien lief bereits im ganzen April kein Kraftwerk auf Kohlebasis. Und in Deutschland ging der CO2-Ausstoß aus dem Energiesektor schon 2019 um 17 Prozent zurück. Mit der Krise sinken die Emissionen weiter, sodass sogar das deutsche Klimaziel von minus 40 Prozent Ende 2020 erreicht werden könnte.

Ein Effekt: Die Luft wird sauberer. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie hat hochgerechnet, dass allein an den ersten zwei Wochen des Lockdown weltweit statistisch gesehen 7.400 Menschen weniger an dreckiger Luft gestorben sind als üblich. 6.600 Kinder weniger erkrankten an Asthma, weil weniger Ruß, Stickoxide und andere Schadstoffe in der Luft sind.

Trotzdem mehr CO2 in der Atmosphäre

Außerdem bleibt der Atmosphäre zusätzliches CO2 erspart. 2020 werden das wohl um 2,6 Milliarden Tonnen sein, etwa 8 Prozent, schätzt die Internationale Energieagentur IEA. Das ist ungefähr die Reduktion, die für die nächsten 30 Jahre in jedem Jahr nötig wäre, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Allerdings steigt die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre trotzdem weiter an, meldet die britische Wetterbehörde MetOffice. Nach Daten des Observatoriums Mauna Loa auf Hawaii wird die Anzahl der CO2-Moleküle auch 2020 auf einen neuen Rekordwert von 415 Teilen pro Million (ppm) klettern. Um diesen langfristigen Trend zu bremsen, ist die aktuelle Reduktion offenbar zu gering und zu kurzfristig. Veränderte Wettermuster, die zu mehr Trockenheit und weniger Pflanzenwachstum in den Tropen führen (und zum Teil für die verheerenden Brände in Australien verantwortlich waren), gleichen die sinkenden CO2-Emissionen der Energiewirtschaft aus.

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4 Kommentare

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  • Mal einen positiven Effekt zur Kohleverbrennung:



    Kohle kann man am bequemsten von allen Energiearten speichern. Also ist es sinnvoll, Kohlekraftwerke zur Erzeugung von Regelenergie einzusetzen, wie jetzt, da man ohne Nachteile deren Verbrennung verringern kann. Kurzfristigere Energieschwankungen werden durch Gasturbinenkraftwerke und Pumpspeicherwerke ausgeglichen.



    Bisher wurden sehr schnelle Energieschwankungen gerne mit der Schmelzflusselektrolyse von Bauxit zu Aluminium aufgefangen., ebenso mit dem Betrieb von Nachtspeicheröfen.



    Beides treibt den Kohlendioxyd- und sonstigen Schadstoffausstoß unnötig in die Höhe.



    Grundlastverträge für Kohlekraftwerke sollten besser verboten werden.



    Bedenklich ist der bis 2045 laufende Vetrag von Datteln4 mit der Deutschen Bahn.



    Mir scheint, unsere Regierung und die Bevölkerung verfolgen sehr gegensätzliche Ziele.



    Nunja, unsere demokratische Tradition ist schließlich nicht die älteste...



    Deshalb sind wir auch so nachsichtig mit unseren Lobbyisten. Dass Altmaier sympathisch ist, bestreitet schließlich kaum jemand.

  • Gibt es da etwas genauere Zahlen?

  • China macht ja derzeit rasante Fortschritte in umweltfreundlichen Technologien zur Stromerzeugung, bleibt aber offenbar dennoch immer noch bei der umweltschädlichen Kohleverstromung, die zu den enormen Kohlestransporten aus Australien mit all ihren fatalen "Begleiterscheinungen" führen.

    Wie ist das denn zu bewerten? auch wenn wir sicherlich kein lautes Geschrei anstimmen sollten angesichts der haarsträubenden Pläne des Bundeswirtschaftsministers Altmeier, die hiesige Braunkohleförderung erst 2038 beenden zu wollen.

    Aus meiner Sicht ist die weltweite CO2-Gesamtsituation derzeit mehr denn je zum Haare raufen, wenn ich bedenke, dass sich die Werte immer weiter kumulieren...

    Unglaublich, was für einen ausgebluteten und verwüstete, Planeten wir unseren Kindern hinterlassen, den wir heuchlerisch "zur Zukunftssicherung unserer Nachkommen" geplündert haben.

  • 0G
    05344 (Profil gelöscht)

    Mal ganz vorsichtig nachgefragt: Welche Erkenntnisse gibt es zu den bisher gravierenden Regenwaldverlusten in Brasilien? In dem genannten Zusammenhang (un)erheblich?.