Stromausfälle in Venezuela: Das Licht ist aus, wir geh’n nach Haus
Noch immer leidet Venezuela unter wiederkehrenden Stromausfällen. Die Regierung erklärt arbeitsfreie Tage, um Chaos zu vermeiden.
Caracas |
Als Grund gibt die Regierung einen Angriff auf das wichtigste Wasserkraftwerk Guri im Süden des Landes an. „Es wurde eine der Leitungen angegriffen, die von Guri kommen. Zur selben Zeit wurde es mit elektromagnetischen Mitteln attackiert“, sagte Vizepräsidentin Delcy Rodríguez. Guri versorgt etwa vier Fünftel der rund 30 Millionen VenezolanerInnen mit Strom.
Der Schaden durch die neuerlichen Stromausfälle summiert sich zu den Folgen des Blackouts von Anfang März. Auf rund eine Milliarde Dollar schätzt der oppositionelle Abgeordnete und Ökonom José Guerra den Schaden, den allein der siebentägige Blackout verursachte. Allein im Bundesstaat Maracaibo wurden rund 300 Geschäfte geplündert, meldete Carlos Larrazàbal, Vorsitzender der Handelskammer Fedecàmaras, und die Ordnungskräfte hätten nicht eingegriffen.
Weiter verschärft hat sich auch die allgemeine Versorgungslage. Zwar propagiert die Regierung noch immer das Angebot von subventionierten Basisprodukten, doch die sind schon lange aus den Regalen verschwunden.
Auf dem Schwarzmarkt geht nur Cash
Maritza Pereda hat schon mehrere Supermärkte in ihrem Viertel El Valle im Süden von Caracas abgeklappert. Die 35-jährige Hausfrau ist auf der Suche nach Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen. „Alles ist jetzt noch teurer und die Qualität ist schlecht.“ Und das, obwohl gerade El Valle den Ruf genießt, es gebe hier noch Grundnahrungsmittel zu Preisen, die es in den anderen Vierteln längst nicht mehr gibt.
Kann man in den Supermärkten in der Regel mit der Bankkarte bezahlen, geht beim Schwarzhandel nur Cash. „Am Bankautomaten gibt oft nur 100 oder 200 Bolívares, damit kann ich gerade noch die Bustickets bezahlen“, sagt Pereda. Auch beim öffentlichen Nahverkehr mit den zahllosen kleinen Bussen geht ohne Bargeld nichts.
Dass die Preise wieder angezogen haben, bestätigt auch José Luis, der mit seinem Kleinlaster zwischen den andinen Bundesstaaten Táchira und Mérida an der Grenze zu Kolumbien und der Hauptstadt pendelt. In Caracas versorgt er seine drei Filialen mit Obst und Gemüse. „Vor dem Blackout sind die Preise sogar kurzzeitig gefallen, aber jetzt ist alles noch komplizierter“, sagt er. Auch, weil sich die Schmiergelder für das Passieren der zahlreichen Polizei- und Militärkontrollen erhöht haben.
Übersetzung: Jürgen Vogt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett