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Streit um UKW-AntennenRadio gerettet – für's Erste

Es werden keine Antennen abgebaut, die Streitparteien haben einen Kompromiss gefunden. Aber das Grundproblem bleibt.

Auch die Radioantenne auf dem Berliner Fernsehturm hat MediaBroadcast verkauft Foto: dpa

Das Radioprogramm im Nordosten Deutschlands wird vorläufig nicht ausfallen. Im Streit um die UKW-Antennen haben sich die Parteien am Dienstagabend in Bonn geeinigt. „Alle UKW-Marktakteure haben sich bewegt und sind aufeinander zugegangen“, sagt der Schlichter Friedrich Bohl, ehemaliger Kanzleramtschef. Bohl war von der Bundesnetzagentur eingesetzt worden, um zwischen Antennenbetreiber*innen, Sendern und zwischengeschalteten Dienstleistungsfirmen zu vermitteln.

Die hatten sich über die Frage gestritten, wer künftig mehr für die Nutzung von Radioantennen zahlen muss. Worin konkret die Einigung besteht, darüber haben sich die drei Parteien offiziell nicht geäußert, laut taz-Informationen aus Teilnehmerkreisen lautet der Deal, dass jede ein finanzielles Zugeständnis macht, und zwar zu genau gleichen Teilen. Das heißt: Die Sender zahlen etwas mehr, die Be­treiber*innen senken die Preise ein wenig, und die Dienstleister*innen schrauben ihre Gewinnmarge runter.

„Ich gehe davon aus, dass die konkreten Verträge jetzt schnell vereinbart werden und damit regulatorische Eingriffe vermieden werden können“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Behörde hatte gedroht einzuschreiten, wenn es nicht bis Montag zu einer Einigung kommt.

Rund 700 Antennen hat die Firma MediaBroadcast zum Jahreswechsel verkauft. Bis dahin besaß die Freenet-Tochter faktisch als Monopolist die UKW-Infrastruktur. Viele Sender verfügen über keine eigenen und mieten die Antennen deshalb an – allerdings nicht direkt beim Eigentümer. Zwischengeschaltet sind zwei sogenannte Übertragungsdienstleister, sie heißen Uplink Network und Divicon. Sie erhalten sozusagen Miete von den Sendern und zahlen wiederum an den Besitzer. Damit Media­Broadcast aber seine Marktmacht nicht ausnutzt, um Preise zu diktieren, regulierte die Bundesnetzagentur im Hintergrund. Es gibt also drei Parteien – Besitzer, Dienstleister und Sender – plus eine Behörde, die in diesem Streit relevant sind.

Wenn die Betreiber*innen die Preise wieder erhöhen, geht der Streit von vorne los

Das System fiel auseinander, als MediaBroadcast Anfang des Jahres ihre Antennen an eine Reihe privater Investor*innen verkaufte. Damit wurde aus dem Monopol – zumindest auf den ersten Blick – ein freier Markt. Die Käufer*innen erhöhten umgehend die Nutzungsgebühren. Die Übertragungsdienstleister konnten jedoch wegen fester Verträge keine höheren Gebühren von den Sendern verlangen.

Nur scheinbar freier Markt

Sie weigerten sich daher, die erhöhten Preise zu zahlen. Es folgte eine Kette von Drohungen. Die Bundesnetzagentur kündigte an, womöglich weiterhin regulierend einzugreifen – und das, obwohl formal kein Monopol mehr besteht. Daraufhin drohte einer der Käufer, der Investor Axel Sartingen, damit, seine erworbenen Antennen einfach abzubauen. Damit war in denjenigen Regionen der Sendebetrieb in Gefahr, wo die Sender keine eigene Infrastruktur betreiben, unter anderem in Teilgebieten des NDR und des MDR. Die Übertragungsdienstleister wie­derum klagten, dass sie Verluste machen würden.

Schließlich setzte die Bundesnetzagentur eine Frist: Bis zum 18. Juli sollten die Streitparteien sich einigen, sonst werde wieder reguliert. Das haben die Parteien nun gerade noch verhindert. Als Nächstes müssen neue Verträge aufgesetzt werden, der Friedensschluss ist also noch nicht festgeschrieben. Michael Radomski, Geschäftsführer von Uplink, sieht aber „insgesamt keine Gefahr von Senderausfällen oder Abschaltungen“.

Fraglich ist, ob das Problem tatsächlich bei der Monopolfrage liegt, wie MediaBroadcast und die neuen Antennenbesitzer*innen immer betont haben. Auf den ersten Blick scheint es jetzt einen Wettbewerb zwischen fünf Betreiberfirmen zu geben, also einen Markt. Allerdings bildet jede Antenne für sich an ihrem Standort ein Monopol – egal auf wie viele Eigentümer*innen das Antennennetz verteilt ist. Jedenfalls solange man keine Konkurrenz-Antenne direkt danebenstellt.

Damit wäre die Frage, ob hier Regulierung nötig ist, an und für sich geklärt. In Bayern hat die Landesmedienanstalt in der Zwischenzeit die Antennen von MediaBroadcast erworben, wohl um ähnliche Streitereien in Zukunft zu ver­meiden. Es mag in Bonn eine ­Einigung gegeben haben – allerdings wird der Streit von vorn beginnen, wenn die Antennenbesitzer*innen das nächste Mal die Preise erhöhen.

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2 Kommentare

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  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Erschreckend - wie das öffentliche Rundfunknetz funktioniert. Man stelle sich vor die Eigentümer der Mobilfunkanlagen schalten einfach ab. Die können auf Anhieb das ganze Land lahmlegen. Ganz, ganz früher (im Krieg, Revolution) galt die Eroberung der Sendeeinrichtungen als Sieg.

    Mit der Verteilung des Internetzugriffs auf Radiosender mittels internetfähigen Radios besteht die gleiche Abhängigkeit.

    Wie sind die Firmen eigentlich an die Masten im Osten gekommen ? Eigentlich dachte ich die sind in das Eigentum des Bundes übergegangen.

    • @65522 (Profil gelöscht):

      Die DDR-Sendeanlagen wurden von der Post betrieben, nach der Wende demzufolge von der Deutschen Bundespost, dann von der abgespaltenen Deutschen Telekom, dann deren Tochterfirma Media Broadcast und die wurde an Freenet verkauft. Oder wie die heutige Mutter auch immer heißt. Es kann sein, dass es zwischendurch noch ein paar Zwischenstationen gab. Aber so in etwa.