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Bundesnetzagentur gegen UKW-AntennenBloß keinen Blackout

Media Broadcast hat Ende 2017 rund 700 UKW-Antennen veräußert. Seitdem schwelt ein Streit mit der Bundesnetzagentur – bisher ohne Ergebnis.

Auch modernere Radiogeräte empfangen immer noch auf UKW Foto: dpa

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat ein Eilverfahren gegen die neuen EigentümerInnen vieler UKW-Antennen in Deutschland eröffnet. Die Behörde bestätigte gegenüber der taz einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Blatt zitiert aus einem Schreiben von BNetzA-Präsident Jochen Homann, das dieser an mehrere Investoren geschickt habe: „Aus Gründen äußerster Vorsorge hat die Beschlusskammer heute ein Verfahren betreffend den möglichen Erlass einer Regulierungsverfügung gegen Ihr Unternehmen eingeleitet.“

Heißt: Die Bundesnetzagentur wappnet sich für den Ernstfall, dass es bis zum 30. Juni nicht zu einer Einigung zwischen den neuen Antenneneigentümern auf der einen sowie Sendernetzbetreibern und Programmanbietern auf der anderen Seite kommt. Bis dahin gilt ein Übergangsbetrieb. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass es aufseiten der beteiligten Unternehmen keinen ausreichenden Einigungswillen gibt“, sagt Michael Reifenberg, Sprecher der BNetzA. Dann muss die Behörde schnell regulatorisch eingreifen können, also beispielsweise die Preise festlegen.

Der Streit schwelt, seit die Media Broadcast ihre rund 700 UKW-Antennen Ende 2017 veräußert hat. Bis dahin wurde das Unternehmen als Quasimonopolist reguliert: Was sie als Miete von den Sendernetzbetreibern oder Programmanbietern für die Nutzung der Antennen nehmen durfte, wurde ihr vorgeschrieben. Doch diese Regulierung fiel mit dem Verkauf. Ein Großteil der Antennen ging an private Investoren, die eine deutlich höhere Miete verlangen.

Doch weder die RadiomacherInnen noch die Sendernetzbetreiber sind bereit, diese zu zahlen. Zuletzt eskalierte der Streit in der Ankündigung von Axel Sartingen, dem Chef und Inhaber der Milaco GmbH, dass er seine Antennen ab dem 1. Juli einfach abbauen würde, wenn es bis dahin keine Einigung gäbe. Milaco hat 208 der rund 700 Antennen übernommen.

Nun greift also die Bundesnetzagentur ein. „Ziel ist es, dass der öffentlich ausgetragene Streit über die Nutzung der UKW-Antennen befriedet wird“, sagt Reifenberg, „und dass der Streit nicht auf dem Rücken der Hörerinnen und Hörer ausgetragen wird.“

Knapp 70 Prozent der RadiohörerInnen in Deutschland nutzen in erster Linie analoge UKW-Radios. Zum Vergleich: Den digitalen Nachfolgestandard DAB+ nutzen nur fünf Prozent der HörerInnen als hauptsächlichen Empfangsweg.

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5 Kommentare

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  • An dem Tag, an dem es für den Mobilfunk eine Flatrate gibt, hat sich die Sache erledigt. Dann kann ich endlich das hören, was ich will, von Sendern auf der ganzen Welt. DAB+ ist eine Totgeburt und UKW fällt ab diesem Datum auch ganz schnell.

    • @Weidle Stefan:

      Die Mobilfunkanbieter wollen damit Geld vedienen, deshalb wird es keine Flatrate ohne Datenbeschränkung geben. Vielmehr müssen diejenigen, die Musik oder TV per Mobilfunk nutzen, kräftig zur Kasse gebeten. Gegen die Kosten, ist die Rundfunkabgabe von 17,50 € monatlich für TV, Radio und Onlineangebote lachhaft

  • Ja, ja, mit den Statistiken ist das so eine Sache. Also laut Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten (2017) nutzen die meisten Hörer UKW (70%), gefolgt vom Online-Empfang (7,7%), Digitalradio DAB+ (5%), Kabel (2,7%) und Satellit (1.5%). Dabei gibt es keine Angaben darüber, dass immer mehr Radio oder Musikstreamings online-mobil (Smartphone, Tablet) empfangen werden (siehe auch: https://medienfresser.blogspot.com/2018/05/digitalradio-dab-mit-ruckenwind-in-den.html) Das an UKW immer noch niemand vorbeikommt, ergibt sich daraus, dass 92,9% der Einwohner über 14 Jahre ein UKW-Gerät haben. An UKW als der zentralen Verbreitungstechnik ändert sich auf absehbare Zeit nichts, gesetzliche Abschalttermine sind erstmal vom Tisch.

  • Welches Medium nutzen denn die restlichen 25% Radiohörer? KW? Internet? LW?

    • @GarretJaxt:

      Radio via Satellitenschüssel nicht vergessen.