Streit um Reichensteuer in Frankreich: Vor dem großen Fußballstreik
75 Prozent Zusatzsteuern auf Spielergehälter über einer Million Euro sollen Frankreichs Fußballvereine zahlen. Die Klubs wehren sich und drohen mit einem Streik.
PARIS taz | Nach einer Unterredung mit Staatspräsident François Hollande am Donnerstagabend bleiben die Klubpräsidenten bei ihrer fürchterlichen Drohung: Am letzten Novemberwochenende soll in Frankreich keine der Mannschaften der ersten und zweiten Liga das Spielfeld betreten. Wenn es wirklich dazu kommt, müssen die Fans mit Amateur-Fußball oder den Fernsehübertragungen von Matchs im Ausland Vorlieb nehmen.
Mit diesem angekündigten Boykott protestieren die Klubs gegen die Staatsführung, die ihnen bei der Einführung einer Sondersteuer für Einkommensmillionäre keine Extrawurst zugestehen will. Vergeblich hatten die Klubpräsidenten gehofft, dass der bekannte Fußballfan Hollande ihnen entgegen kommen würde. Verärgert halten sie halten an ihren Streikplänen fest und boykottieren auch eine Kommission, in der über die Zukunft des Berufsfußballs diskutiert werden soll.
Hollande hatte keinerlei Grund, den über Finanznöte jammernden Besuchern nachzugeben, die es sich leisten können, mehr als hundert Spitzenspielern in 14 Klubs Jahresgehälter von mehr als einer Million Euro zu bezahlen. Darum sollen sie (und nicht die Spieler selber) wie andere Arbeitgeber auch auf die Lohnsummen über der Millionengrenze eine 75-prozentige Abgabe abliefern.
Es geht Hollande dabei nicht bloß um Einnahmen von rund 260 Millionen pro Jahr, sondern vor allem um ein Symbol der sozialen Gerechtigkeit: Die Durchschnittsbürger, die immer mehr Steuern bezahlen müssen, sind solche Löhne in Millionenhöhe von schätzungsweise 1000 Stars in Sport und Show oder von Wirtschaftsführern empört. Hollande kann sicher sein, dass er mit diesem Reichensteuergesetz kein politisches Eigentor erzielen wird.
85 Prozent der Franzosen unterstützen die Reichensteuer
Nicht alle Fußballklubs sind davon gleichermaßen betroffen. Mit schätzungsweise 23 Millionen Euro muss Paris Saint-Germain (PSC) wegen seinen für Millionengagen eingekauften Stars wie Zlatan Ibrahimovic mit Abstand am meisten an Steuern zusätzlich bezahlen. Der PSC ist aber auch der Klub, der seit der Übernahme durch einen Emir von Qatar für Transfers und Toplöhne schier unerschöpfliche Quellen zu haben scheint.
Es fällt darum Hollande und auch den meisten Franzosen und Französinnen schwer zu glauben, dass die zusätzliche Belastung die zum Teil bereits verschuldeten Klubs entweder in den Ruin oder in die internationalen Bedeutungslosigkeit treiben könnte.
85 Prozent der Franzosen sind darum laut Umfrage dafür, dass die Fusßballklubs wie andere Wirtschaftsunternehmen für ihre Einkommensmillionäre beim Fiskus gerade stehen. Eine solche Mehrheit hatte Hollande seit seiner Wahl noch nie hinter sich. Ein Sonntag ohne Fußballspiel erscheint ihm da als das geringere Übel.
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