Streit um Krankenhaus in Irland: Sorge vor Einfluss der Nonnen
Eine neue irische Entbindungsklinik steht auf dem Areal eines katholischen Ordens. Kritiker befürchten, dass dadurch Abtreibungen erschwert werden.
Die Nonnen haben das Grundstück an die neu gegründete Wohlfahrtsorganisation St. Vincent’s Holdings übertragen, die das Land für 299 Jahre an den Staat verpachtet. Das soll suggerieren, dass man sich nicht in die Belange des Krankenhauses einmischen werde. Die Direktoren der neuen Organisation werden aber zum Teil vom Orden ernannt.
In Irland hat sich im vergangenen Jahrzehnt viel getan, die gleichgeschlechtliche Ehe sowie Abtreibungen wurden per Volksentscheid mit deutlicher Mehrheit legalisiert. Die Politiker hinken der Bevölkerung jedoch hinterher und trauen sich nicht, die katholische Kirche zu konfrontieren, obwohl die ihren Kredit durch jede Menge Skandale restlos verspielt hat.
Von den konservativen Regierungsparteien Fianna Fáil und Fine Gael, die Irland seit der Staatsgründung vor 100 Jahren regieren, ist nichts anderes zu erwarten. Doch auch die Grünen, der kleine Koalitionspartner, sind für ein paar Pöstchen bereit, ihre Großmutter zu verkaufen.
Undurchsichtige Korrespondenz mit dem Vatikan
Die Oppositionspartei Sinn Féin hat am Mittwoch einen Antrag ins Parlament eingebracht, wonach die Regierung verpflichtet werden soll, „das Grundstück und das Gebäude in öffentliches Eigentum“ zu überführen. Die Regierungsabgeordneten enthielten sich der Stimmen – bis auf zwei Grüne, die dafür stimmten und prompt für sechs Monate aus der Fraktion geworfen wurden. Der Sinn-Féin-Antrag wurde mit 56 zu 10 Stimmen bei 69 Enthaltungen angenommen. Aber das Ergebnis ist nicht bindend, die Regierung wird es ignorieren.
Aber es könnte den Pachtzins beeinflussen. Der Orden verlangt lediglich 10 Euro pro Jahr. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Eine davon ist, dass der Staat keine Schritte einleitet, das Grundstück zu kaufen. In dem Fall würde sich die Pacht auf 850.000 Euro im Jahr erhöhen.
Kritiker monieren, dass die Regierung das Grundstück nicht einfach per Enteignungsbeschluss gekauft hat. Sie verlangen auch, dass der Orden seine Korrespondenz mit dem Vatikan veröffentlicht. Dessen Grundsatz ist es, Abtreibungen zu verhindern, wo es möglich ist. Dass die Korrespondenz unter Verschluss gehalten wird, müsste selbst Gutgläubige misstrauisch machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!