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Streit um E-ScooterAbstinent ins Sommerloch geblinkt

Der SPD-Abgeordnete Lauterbach spricht sich für eine Null-Promille-Grenze bei E-Scootern aus. Die Polizeigewerkschaft fordert eine Blinkerpflicht für die Elektro-Tretroller.

Touristinnen wissen: Alle Räder stehen still, wenn der Alkotest es will Foto: dpa

Berlin afp | Die Debatte um E-Scooter reißt nicht ab: Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach hat eine Null-Promille-Grenze für die Nutzung von Elektro-Tretrollern ins Spiel gebracht. Die derzeit geltenden Promillegrenzen reichten angesichts der rasant steigenden Unfallzahlen nicht aus, sagte der Gesundheitspolitiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochsausgaben). „Für E-Scooter sollten wir eine Null-Promille-Grenze prüfen.“ Derzeit gelten die üblichen Promillegrenzen wie für Autofahrer.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verlangt ebenfalls strengere Vorgaben. „Bei den E-Scootern hat die Politik entscheidende Sicherheitsstandards vergessen“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow den Funke-Zeitungen. E-Scooter müssten etwa dringend mit Blinkern ausgestattet werden. „Die Politik sollte die Hersteller schleunigst zu Nachrüstungen verpflichten.“

Dagegen rief die kommissarische SPD-Vorsitzende Malu Dreyer dazu auf, den E-Scootern eine Chance zu geben. „Städte wie das israelische Tel Aviv zeigen, dass es funktionieren kann“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin den Funke-Zeitungen.

„Es gibt zum einen gesetzliche Regelungen und zum anderen die Möglichkeit, dass die Städte mit den Verleihfirmen verbindliche Vereinbarungen abschließen, wann und wo die Roller vermietet und benutzt werden dürfen. Das muss sich jetzt einspielen.“

Elektrische Tretroller sind seit Mitte Juni für den Straßenverkehr in Deutschland zugelassen. Angesichts einer Vielzahl von Unfällen fordern viele Politiker strikteren Regeln. Andere sprechen sich gegen eine Überregulierung aus.

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9 Kommentare

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  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    "Hier wird jetzt alles gefordert, was bei Fahrrädern jederzeit in Kauf genommen wird: Helmpflicht, Blinker. Versicherung + Schild gibt es ja schon."

    Genau darum scheint'es auch zu gehen, genau darum hat Scheuer die Dinger vermeintlich übereilt und nur scheinbar ungeschickt in den Verkehr gebracht.

    Ohne großen Widerstand befürchten zu müssen, werden Radwegebenutzungspflicht und Versicherungskennzeichen, demnächst vielleicht auch Helmquatsch durchgedrückt. Und sogar taz und Fahrradaktivisten applaudieren. Ist das geschafft, geht's an die Pedelecs und schließlich an alle Fahrräder.

    nerdpol.ch/posts/b...37ad9652540039b762

  • "Lime" hat mich heute morgen zum kostenlosen Fahrsicherheitstraining eingeladen und wenn ich teilnehme bekomme ich sogar einen kostenlosen faltbaren Helm (designer, 70euro). :-D

    Stattfinden soll das ganze auf dem Mercedes Benz Platz, wohin sich eh kaum ein normaler Berliner verirrt, dafür gibt es da viele Touristen und alles soll auch cool gefilmt werden.



    Klingt eher wie ein Marketing-Gag als wie ein ernsthafter Versuch die Roller sicher zu machen.

  • Au ja, wenn da in der Mitte irgendwas blinkt, weiß ich ganz sicher, wo der hinwill.



    Den Arm hingegen von Demjenigen, der immerhin selbst ohne Licht sehen kann, wohin er fährt, kann ich doch niemals erkennen und deuten und mich auch nicht danach richten, wie derjenige sich einordnet.



    Danke liebe Polizeigewerkschaft, was würden wir ohne Euch machen.

  • Bzgl. E-Scootern wird zumindest hier, seit Tagen überdramatisiert. Hier wird jetzt alles gefordert, was bei Fahrrädern jederzeit in Kauf genommen wird: Helmpflicht, Blinker. Versicherung + Schild gibt es ja schon.

    Also ich habe keine Lust, mein Fahrrad versichern zu müssen, ein Schild dran zu machen, es mit Blinkern auszustatten. Und obwohl ich Viel Radler und Fernreiseradler bin, auch im Gebirge, habe ich keine Lust, einen Helm tragen zu tragen, bzw. zu müssen.

    0 Promille finde ich aber richtig, egal bei welchem Fahrzeug. Da alkoholisiert Fahrradfahren immer noch als Kavaliersdelikt betrachtet wird, begegnen mir häufig schlängelnde Fahrradfahrer.

    Und eine Lichtpflicht ab Dunkelheit, bei Rädern, die auch geahndet wird, bitteschön. Was mir "Mountainbiker" mit dicken Stollenreifen nachts in der Stadt ("auf dem Trail") begegnen, mit Affenzahn, manchmal fast zu spät zu sehen.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Motz Christian:

      .



      I



      Die teilweise scharfe Diskussion um die Elektroroller mag auf den ersten und zweiten Blick völlig lächerlich erscheinen. Wie kann man sich nur so ereifern, mag man denken, über so ein Dingens, dass unsere Fortbewegung keineswegs revolutionieren wird, das unsere individuellen und die öffentlichen Verkehrskonzepte eher nur peripher touchieren und beeinflussen wird und das unser Zusammenleben in den Städten und auf den Verkehrswegen zwar ein bisschen, aber nicht in dem Übermaß erschweren wird, wie es oft heraufbeschworen wird.



      Ich sehe das alles ein bisschen anders.



      Gerade weil sowohl der Nutzen, als auch der Schaden, aber auch der Impact auf unser aller Leben ein überschaubarer ist, eignet sich die Auseinandersetzung um dieses Spielzeug hervorragend als eng begrenztes Schlachtfeld, auf dem dieser Operettenkrieg ausgetragen werden kann und auch sollte.



      Wir leben in einer Zeit in der gerade ein paar jüngere Leute (jedenfalls mehr Leute als früher) kapiert zu haben scheinen, wie schlimm die Auswirkungen sind, die unsere Lebensstile und unsere Art des Wirtschaftens und Verbrauchens ausmachen, für das Leben und für die Zukunft auf dem Planeten. Wieviele das wirklich in der Tiefe nicht nur verstanden haben, sondern darüberhinaus auch wissen, welches nun die nötigen, übrigens äußerst drastischen Konsequenzen sein müssten, wollen wir daran wirklich etwas ändern, bleibt dabei vorerst offen. Zuviel braucht man sich diesbezüglich aber nicht erhoffen, prophezeie ich.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        .



        II



        Aber zurück zum Tretroller. Es geht um ein Exempel, nicht mehr und nicht weniger. Entweder wir haben endlich etwas kapiert, bei der Frage, was wir uns noch erlauben sollten und wo vielleicht unser Verzicht beginnen könnte, oder das ganze Gerede um unsere ach so schlimmen Sorgen um Klima, Umwelt und Zukunft sind tatsächlich das, was sie bei den meisten mutmaßlich sind, die sich am Geschnatter beteiligen: elendig verlogen bis dorthinaus.



        Letzteres sollten wir schonungslos offen legen, also ruhig andere kühl desavouieren, bevor wir uns weiter über wirklich ernsthafte Fragen mit größerer Tragweite diskutieren und so wilde Szenarios wie Klima-Generalstreik o.ä. ins Auge fassen.



        Letzter Punkt: Tretroller sind ja nur ein einziges Spielzeug. Sie sind aber hervorragend geeignet, mal über ein paar grundsätzliche Dinge etwas mehr Klarheit zu gewinnen, bevor morgen wieder der nächste Scheiß auf den Markt geworfen und Bedürfnisse dafür geweckt werden. Der Mensch, der bekanntlich immer mehr und mehr haben will, geht seinem Spieltrieb und seiner Besitzlust nach, zweien seiner Grundeigenschaften, die er nun mal hat. Es liegt allein an uns, unserem Verstand die übergeordnete Entscheidungskompetenz zuzuweisen

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Tretroller: Einen Tretroller habe ich und zwar sowas in der Art www.kostkatretroll...a-tour-max-g5.html

          Also ganz ohne Strom...

          Und da wären wir schon beim letzten Abschnitt Ihres Kommentars. Vielfach sind die Leute, ob alt oder jung, einfach faul. Also braucht's Fahrrad mit Hilfsmotor, dass der Ausflug am WE an den See nedda so anstrengt... Roller mit Hilfsmotor, zum einen strengt es nicht an, zum anderen ist es Trend. Und die meisten Leut machen das, was Trend ist.

          Die E-Roller fahren meist Kids... wäre interessant wie viel davon FFF unterstützen, weil das Trend ist. Die 18 jährige Tochter meiner letzten Freundin, fährt jedenfalls liebend gerne Auto (na gut, das tat ich auch in dem Alter), Mutters Diesel und unterstützt natürlich FFF...

          Ich glaube nicht, dass viel bei FFF herauskommt. Da diese Kids noch gar nicht in der Lage sind, subkulturell, alternativ, etwas Eigenes, anderes vorzuleben.Ist ja auch klar, wohnen bei Mutti daheim. Woher soll es auch kommen?

  • "E-Scooter müssten etwa dringend mit Blinkern ausgestattet werden"



    Genauso wie e-Bikes ? Warum nicht gleich Airbags ?

  • Mit der erstklassigen Karikatur gestern war alles gesagt:



    "Parke nicht auf unseren Wegen!"