Streit um Denkmalschutz in Hamburg: Kompromiss zur Schilleroper

Vergleich vorm Verwaltungsgericht: Frist zur Sicherung des ehemaligen Zirkusgebäudes auf St. Pauli verlängert sich um ein weiteres halbes Jahr.

Halbrundes Gebäude mit Türmchen durch ein Gitter fotografiert

Dem Verfall preisgegeben: Schilleroper Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Der Senat und die Eigentümerin der Schilleroper haben sich vor dem Verwaltungsgericht auf einen Vergleich geeinigt. Wie die Kulturbehörde auf Anfrage mitgeteilt hat, muss dieser allerdings noch formal geschlossen werden. Demnach müsste die Eigentümerin Mareike Janssen den ehemaligen Zirkusbau bis zum 31. Dezember sichern und dürfte dabei ihr eigenes Konzept umsetzen.

Nach jahrelangem Hin und Her hatte der Senat die Eigentümerin im vergangenen Dezember dazu verpflichtet, das denkmalgeschützte Gebäude so herzurichten, dass es nicht weiter verfällt. Als äußerste Frist hierfür setzte er den 31. Mai. Janssen legte Widerspruch ein und stellte beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag, um zu verhindern, dass das Denkmalschutzamt die Bausubstanz der Schilleroper auf eigene Faust sichert.

Die 1891 errichtete Schilleroper steht hinter der Polizeiwache Lerchenstraße mitten in dem beliebten Kiez zwischen Schanzenviertel und Reeperbahn. Schon 1998 hatte sie der damalige Eigentümer abreißen wollen. Seit 2012 steht sie unter Denkmalschutz – als wahrscheinlich letzter noch erhaltener fester Zirkusbau des 19. Jahrhunderts in Deutschland.

Initiative wehrt sich gegen Abriss

Trotzdem will ihn die jetzige Eigentümerin abreißen und drei neue Häuser bauen: eine an die Gestalt des Zirkusbaus angelehnte Rotunde mit Arbeitsstätten und einem Hof als Treffpunkt sowie zwei sieben- und zehngeschossige Wohnhäuser. Sie beruft sich dabei auf ein Gutachten der Stadtentwicklungsbehörde, nach dem der Zirkusrundbau so marode ist, dass viele Teile ersetzt werden müssten. Damit sei der Denkmalschutz witzlos, findet die Eigentümerin.

Heike Sudmann, Die Linke

„Immer noch kann die Eigentümerin der Stadt auf der Nase herumtanzen“

Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, ärgert es, dass die vom Senat verfügte großzügige Frist für eine Sicherung des Gebäudes verstrichen ist und jetzt noch einmal ein halbes Jahr draufkommt. Ob der Vergleich ein Lichtblick sei, müsse sich erst noch zeigen. „Sieben Monate Verzögerung sind bei dem Zustand des Gebäudes ein großes Risiko“, warnt Sudmann. „Bricht es vorher zusammen, ist auch der Denkmalschutz und damit die Renditebremse für die Eigentümerin weg.“

Für die Erhaltung des Gebäudes setzt sich seit zwei Jahren auch die Schilleroper-Initiative ein. Sie erinnert daran, dass das Gebäude zum europäischen Kulturerbe gezählt werde. Die belgische Stadt Gent habe einen ähnlich konstruierten Winterzirkus gekauft und wolle diesen umbauen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.