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Streit mit US-SchauspielerTrump lässt das Twittern nicht

Ein Schauspieler spricht Trumps vorgesehenen Vize-Präsidenten kritisch an. Das schmeckt ihm gar nicht. Der Milliardär greift zu seiner Lieblingswaffe.

Für seinen designierten Vize Mike Pence (l.) begibt sich Donald Trump auch ins Twitter-Gewitter Foto: reuters

New York ap | Eine Mahnung von der Musicalbühne hat den gewählten US-Präsidenten Donald Trump zu einer Reihe seiner notorischen Tweets veranlasst. Sein designierter Vizepräsident Mike Pence hatte am Freitagabend am New Yorker Broadway eine Aufführung des Erfolgsmusicals „Hamilton“ besucht. Als die Darsteller nach der Vorführung vor den Vorhang traten, rief Schauspieler Brandon Victor Dixon Pence zu, viele US-Bürger machten sich wegen ihrer künftigen Regierung Sorgen. Trump warf Dixon daraufhin Belästigung vor.

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Dixon spielt in dem Stück Aaron Burr, den dritten Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, der den Titelhelden Alexander Hamilton 1804 im Duell erschoss. Er sagte an Pence' Adresse: „Sir, wir sind das vielfältige Amerika, das erschrocken und besorgt ist, dass Ihre neue Regierung weder uns schützt, noch unseren Planeten, unsere Kinder oder unsere Eltern, oder uns verteidigt und unsere unveräußerlichen Rechte aufrechterhält.“ Er hoffe, dass das Musical Pence dazu inspiriere, für alle Amerikaner zu arbeiten. Pence war zu diesem Zeitpunkt bereits gegangen, hörte die Bemerkungen aber noch im Flur vor dem Zuschauerraum.

Trump twitterte an Dixon, dieser habe „unseren wunderbaren Vizepräsidenten Mike Pence schikaniert“. Dixon erwiderte: „Unterhaltung ist keine Belästigung, Sir.“ Er schätze es, dass Pence ihm zugehört habe.

In einem weiteren Tweet verlangte Trump eine Entschuldigung von den Schauspielern. „Das Theater muss immer ein sicherer und besonderer Ort sein“, twitterte er. „Das Ensemble von ‚Hamilton‘ war letzte Nacht sehr unhöflich zu einem sehr guten Mann, Mike Pence. Entschuldigen Sie sich!“ Rund eine halbe Stunde später war der Tweet gelöscht. E-Mail-Anfragen nach dem Grund wurden zunächst nicht beantwortet.

Am Sonntag teilte Trump erneut aus und twitterte, Ensemble und Produzenten sollten sich sofort bei Pence für ihr „schreckliches Benehmen“ entschuldigen. Zudem habe er gehört, das Musical werde überbewertet.

Pence erklärte am Sonntag im Sender Fox News, er fühle sich von den Äußerungen nicht beleidigt und empfehle jedem, sich das Musical anzusehen. Es sei eine „unglaubliche Produktion“ mit einem talentierten Ensemble. Auf die Frage, ob er glaube, dass eine Entschuldigung nötig sei, sagte er: „Ich überlasse es anderen zu entscheiden, ob das der angemessene Ort (für die Äußerungen) war.“

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4 Kommentare

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  • Trump kann ja Erdogan fragen, wie man am effizientesten mit Präsidentenbeleidigungen umgeht, incl. dessen Stab.

    Wer austeilt muss auch einstecken können - so ein Schwächling. Und weil die Beleidigung so übel unfair war, keilt er mit gleicher Waffe zurück und denunziert das Musical.

  • Tolle Gesellschaft. Politische Gegner in ihrer Freizeit denunzieren und sie ausbuhen lassen.

    • @Karl Heinz:

      Das Publikum hat von sich aus gebuht. Dass Trump das den Schauspielern anlastet, das ist Denunzieren. Was die Schauspieler nach der Vorstellung gesagt haben, war keineswegs beleidigend und erst recht kein 'Harassment', aber Trump ist ja Experte wenn es um 'Harassment' geht.

      • @JoWall:

        Erst nachdem die Schauspieler ihn persönlich im Publikum angesprochen hat. Wenn es ihm wichtig gewesen wäre, hätte er ihn auch privat ansprechen können. Aber er wollte es vor dem gesamten Publikum machen