My two cents:
Man kann ja ruhig auch mal emotionaler diskutieren, aber muss man dabei immer in die unterste Schublade greifen? Manche Leute scheinen wirklich nur auf asi schalten zu können. Das betrifft Gegner sowie Befürworter eines Rauchverbotes. Was soll immer dieses absolut arrogante "Mir doch egal, ob ihr scheiß Süchtigen daran krepiert" (wie menschenfreundlich) oder gar biblisch anmutende Attribute wie "Gesundheitssünder"? Von der anderen Seite hört man auch völlig überzogene "du bist ein Blockwart, Faschist, Spassbremse, kleine Wurst oder ´bigottes Arschloch´"? Es gibt nicht nur militante Nichtraucher, sondern durchaus auch militante Raucher.
Ich selber bin für eine Lösung, die die Politik so wie es scheint leider vergeigt hat (das Saarland wollte es wohl mal so):
Rauchen erlauben in der inhabergeführten Einraumkneipe (so wie Moes Taverne), sobald jemand weiteres dort arbeitet aber absolutes Rauchverbot. In Diskotheken aufgrund des "Sports" den man dort treibt unbedingt auch ein absolutes Rauchverbot.
Das wäre m.E. auch ok hinsichtlich des Wettbewerbs. Die Raucherkneipen hätten ihre ökonomische Nische, könnten den anderen Lokalen aber keine allzu große Konkurrenz machen, da eine Expansion natürlicherweise begrenzt wäre.
Ich bin überhaupt nicht dafür, Leute zu erziehen, ich empfinde auch Missionierung und Heilsegoismus als sehr anmaßend. Nichtraucher, die solch eine Haltung vertreten, erweisen den Befürwortern eines Rauchverbotes leider einen Bärendienst, da somit die Gegner eines Verbotes ein schönes Feindbild der verbitterten Spassbremse geliefert bekommen. Besonders ätzend finde ich auch die implizit oft vertretene Haltung, dass Raucher ja nur noch größtenteils in der Unterschicht zu finden sind. Das ist zwar soziologisch gesehen richtig, jedoch finde ich es widerlich und auch irgendwie primitiv, wenn dieses Argument von einigen zur sozialen Aufwertung benutzt wird.
Dazu sei gesagt, dass der Verein Pro Rauchfrei, die moderatere Haltung einnimmt und sich aus ähnlich angeführten Gründen auch von der eindeutig militanteren Nichtraucherinitiative abgrenzt - ich spreche aber hier nicht für Pro Rauchfrei. Pro Rauchfrei gehört im Übrigen zum Volksbegehren in Bayern und man kann für die Kampagne auch spenden.
Jedoch ist auch die Haltung vieler Raucher anmaßend, so etwa dass der Nichtraucher sich nicht so anstellen sollte (was ich für eine Unverschämtheit halte), bzw. die Kneipe dann einfach nicht betreten sollte. Letzteres finde ich deshalb als anmaßend, weil die meisten Raucher doch wissen dürften, dass kaum eine Kneipe den Mut hat etwas zu verändern und der Nichtraucher dann sozusagen von einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen würde. Es gibt zwar mittlerweile auch Kneipen oder Kneipencafés mit Raucherraum, jedoch erlauben diese dann ab einer bestimmten Uhrzeit bzw. in den Abendstunden dann doch wieder das Qualmen. Ich möchte aber nicht immer nur in Cafés gehen, wo ich Kindergeburstag feiern könnte, sondern auch das Nachtleben auskosten. Auch sind leider viele Nichtraucherlokale oft recht gentrifiziert (vielleicht aus den oben genannten Abgrenzungsgründen), was mich persönlich auch stört. Ich möchte nicht immer nur Cocktailbars, sondern auch Rockkneipen.
Zum Vergleich: Sogar bei der Bemessung der Beiträge sozialer Unterstützung wird - zumindest rhetorisch - darauf gepocht, dass der Empfänger der Leistungen alle paar Wochen auch mal ins Kino gehen kann - um am gesellschaftlichen Leben, wenn auch eingeschränkt weiterhin teilzunehmen zu können. U.a. deswegen wird auch der Fernseher nicht gepfändet.
Der Vergleich mit den Abgasen, die wir ja auch alle einatmen müssen hinkt, da die Schadstoffkonzentration in Innenräumen um ein Vielfaches (im Sinne der Feinstaubbelastung sogar 1000-fach !!!) überschritten wird - und das schon bei einer Zigarette. Daher ordne ich dieses Argument in die Schublade: "Stell-dich-nicht-so an-(und-im-übrigen-habe-ich-die-Deutungsmacht-du blöder-Gesundheitsfanatiker)" Da ich annehme, dass die meisten Raucher auch dem Gebot zustimmen würden, dass in Tiefgaragen der Motor auszustellen sei, hoffe ich bezüglich dieses Argumentes um eine kritische Reflexion.
Was mich auch nervt ist diese leider typisch deutsche Argumentationslinie, dass das ganze etwas von Blockwartmentalität zu tun habe: ordungspolitische Maßnahmen zählen auch zum demokratischen Staatswesen. Verbote machen zwar nicht immer Sinn, manchmal aber schon - insbesondere sind sie gerechtfertigt, wenn unbeteiligte Dritte dadurch geschützt werden.
Ein Argument, welches auch hinkt ist jenes, dass der Wirt selber entscheiden sollte, was er macht.
Diese Regelung wäre aber nicht neu, denn das durfte der Wirt schon immer. In den vorherigen Jahrzehnten habe ich aber noch nie eine Nichtraucherkneipe gesehen: es funktioniert aus Angst einen Wettbewerbsnachteil zu erleiden nunma nicht(der sich selbstverständlich gar nicht einstellen muss) Die meisten Wirte, die auf die Rauchbelastung keine Lust mehr haben fragen sich nur: Warum muss ich denn vorpreschen? Warum muss ausgerechnet ich das unternehmerische Risiko eingehen? - Argumente, die ich durchaus nachvollziehen kann.
Dann gibt es noch das Argument, dass niemand als Kellner arbeiten muss. Dem möchte ich entgegen halten, dass die meisten Menschen doch auch sehr dafür sind, dass die Kumpels in der Kohlegrube oder Gewächshausarbeiter die mit Chemikalien rumspritzen geschützt werden. Wenn nun in diesem Fall die verantwortlichen Unternehmen ankommen und lapidar sagen, dass doch keiner als Kumpel oder Blumenpflücker arbeiten muss, gibt es doch auch zurecht einen Aufschrei. Ich glaube, da gibt es viele in der rauchenden Linken, die sich dieser Doppelmoral gar nicht bewußt ist. Es ist halt immer einfach gegen anonyme dunkle Konzerne zu sein und von denen Rücksicht einzufordern, als selber diese Rücksicht zu leben.
Das Hauptargument warum ich für ein umfassendes Rauchverbot bin ist aber: gerauchter Tabak ist eine Droge die man leider nicht alleine konsumiert. Und die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt wird --> einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft
Daher fände ich es im übrigens auch sehr positiv, wenn in der EU endlich mal der Oraltabak SNUS (http://de.wikipedia.org/wiki/Snus) legalisiert werden würde. Vielleicht berichtet ja die taz mal öfters darüber und stößt in der Presselandschaft eine Debatte an.
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