Strategiepapier für Citizen Science: Bürgerwissenschaften stärken
Auf dem Citizen-Science-Forum wird ein Weißbuch diskutiert. Das Ziel ist, Bürgerwissenschaften sichtbarer zu machen.
![Eine Frau schaut durch ein Teleskop Eine Frau schaut durch ein Teleskop](https://taz.de/picture/5559124/14/30150662-1.jpeg)
„Bei Citizen Science geht es um die konkrete Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, um gemeinsam wissensbasierte gesellschaftspolitische Lösungen für zentrale Herausforderungen unserer Gesellschaft zu finden“, erklärt Aletta Bonn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig als Vorsitzende des Lenkungskreises der Strategie.
„Citizen Science ist ein wichtiger Pfeiler der wissensbasierten Demokratie in Deutschland“, fügt Johannes Vogel, Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde, dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, hinzu.
An der Erstellung der 159 Seiten umfassenden Strategie waren mehr als 200 unterschiedliche Akteure aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Museen und Archiven, Bibliotheken, Wissenschaftsläden, Verbänden und Fachgesellschaften beteiligt.
Das Papier setzt sich mit den größten Herausforderungen und Potenzialen von Citizen Science in den nächsten zehn Jahren auseinander und formuliert dafür 94 konkrete Handlungsempfehlungen. Dazu gehören das Datenmanagement und die Datenqualität, Recht und Ethik, sowie die Möglichkeiten der Anerkennung von Citizen-Science-Aktivitäten in der wissenschaftlichen Karriere. Als neue Anwendungsfelder wurden Medizin und Gesundheit, Sensorik und künstlicher Intelligenz aufgenommen.
Projektliste im Internet
Seit dem Start von Citizen Science in Deutschland im Jahr 2014 hat sich die Zahl der auf der Internetplattform „Bürger schaffen Wissen“ gelisteten Projekte von damals 10 auf über 180 Projekte im Jahr 2021 erhöht. Auf der österreichischen Plattform sind 60 Projekte erfasst, in der Schweiz sind es 63.
Der Weg zur Anerkennung dauert aber noch. In einer Umfrage unter Citizen-Science-Aktiven wurde festgestellt, dass „noch eine Lücke zwischen dem zugeschriebenen Potenzial auf der strategischen Ebene und der tatsächlichen Umsetzung auf der konkreten Ebene klafft“, wie es im Weißbuch heißt. So liege die Förderquote des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für Citizen-Science-Projekte bei weniger als 5 Prozent aller eingereichten Projektskizzen. Auch bei der „tatsächlichen Integration von Ergebnissen aus Citizen-Science-Projekten in konkrete politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse“ sei die Lage so, dass diese „noch kaum statt findet“.
Auch die Kommunikation schwächelt: So monierte die Mehrheit der Befragten, dass „die Nennung der Beteiligten bei Fachpublikationen oder die Beachtung der Vorhaben in den Medien und in der Gesellschaft aktuell unzureichend“ sei. Eine Empfehlung an die Projektkoordinatoren lautet daher, „die Mitwirkung der Bürgerforscher:innen in Forschungsprozessen bei Vorträgen, in Medienberichten und in Fachpublikationen stärker sichtbar zu machen“.
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