Strategien gegen Klimawandel: Breite Bewegung wird gebraucht
Die Klimakrise unterscheidet nicht zwischen Bundestagsrede oder Baggerbesetzung. Wer sich für eine klimagerechte Welt einsetzt, ist Teil der Bewegung.
Die Bundestagskandidaturen einiger Klimaaktivist*innen sorgten zuletzt für Aufregung: Sollte die Klimabewegung ins Parlament wechseln oder kann radikaler Klimaschutz nur auf der Straße eingefordert werden? Wir brauchen selbstverständlich beides. Parlamentarische Kontrolle innerhalb des Parlaments, kreative und kompromisslose Proteste außerhalb. Beim Konjunkturpaket haben wir schon gezeigt, was das heißt: Die Verhinderung der Autoprämie war ein Vorgeschmack auf das, was gemeinsam möglich ist.
Vor knapp einem Jahr haben wir am 20. 9. erlebt, wie krass die Erwartungen der Klimabewegung vom müden Klimapäckchen der Bundesregierung enttäuscht wurden. Die Groko hat die Klimabewegung selbst politisiert und dafür gesorgt, dass auch im nächsten Parlament noch viel mehr starke grüne Stimmen sitzen wollen und werden.
Die so lange monierte Politikverdrossenheit der Jugend wurde auf der Straße niedergestreikt und in den deutschen Tagebaugruben weggehüpft. So hatten sich das die Boomer mit der Politisierung junger Leute vielleicht nicht gewünscht, sollte es da doch besser um vorausschauende Altersvorsorge oder Leidenschaft für eine schlanke Steuerreform gehen. Es geht aber – mal wieder – um alles.
Das Gefühl kenne ich als Grüne nur zu gut. Den Wunsch, alles zu verändern und endlich mitzugestalten, um ein ökologisch und ökonomisch wahnsinniges System grundlegend aufzuräumen. Das Anketten am Castor-Transport und das Anketten vor dem Autolobbyverband sprechen da die gleiche Sprache. Als parlamentarische Beobachterin habe ich viele Aktionen der Klimabewegung begleitet und erinnere mich besonders gern an eine Nacht mit Ende Gelände in der Grube des Tagebaus Garzweiler. Dort habe ich erlebt, wie Aktivist*innen heute genauso wie vor 40 Jahren für das Gleiche brennen: eine lebenswerte Welt.
Die Klimakrise unterscheidet nicht zwischen Bundestagsrede, Schulstreik oder Baggerbesetzung. Wer sich für eine klimagerechte Welt einsetzt, ist Teil der Bewegung.
Leser*innenkommentare
Telligraph
Liebe Kristina, auch meiner Besorgnis nach, ist die Wahrscheinlichkeit, die Auslöser und Beschleuniger des eskalierenden Klimawandels rechtzeitig stoppen zu können, gering bis verschwindend gering. Aber erst innerhalb Ihrer Geisteshaltung, wird sie "unrealistisch"... Realistisch ist alles, was der Mensch sich zu erdenken vermag.
Kristina
Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Der Wunsch diesen zu verhindern ist verständlich aber unrealistisch.
Adam Weishaupt
Ganz nebenbei lernt man im Parlament Kompromisse zu machen. Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Politik.
Get Involved
@Adam Weishaupt Naturgesetze sind nicht verhandelbar.
Adam Weishaupt
@Get Involved Es gibt für jedes Problem mehrere Lösungsansätze. Wer sich der Verhandlung über diese entzieht ist Teil des Problems.
Telligraph
@Adam Weishaupt Sehr geehrter Herr Weishaupt, Kompromisse schließt man mit anderen Staaten und deren Führern. Vielleicht auch mit sich selbst. Aber darauf zu warten, dass sich die Natur auf Kompromisse mit den kleinen Menschelein einlässt, ist nicht nur sehr grob fahrlässig, sondern außerdem sehr...
P.S.: Danke für einen erfreulichen und motivierenden Kommentar, Frau Badum!
Ajuga
@Telligraph Ja, Danke Frau Badum auch von mir.
Ich hätte statt "Bewegung" als letztes Wort gesagt "des Kampfes für die Zukunft" oder "des Widerstands gegen die Klimakatastrophe" - das Wort "Bewegung", zumal an exponierter Position, verschafft einem in Deutschland schnell "wohlmeinende Freunde", auf die man gut und gerne verzichtet. Aber das ändert nichts daran, dass ich den ganzen großen Rest niemals so hätte sagen können.
"So hatten sich das die Boomer mit der Politisierung junger Leute vielleicht nicht gewünscht"
Markusevangelium Kapitel 4 Vers 9.
Adam Weishaupt
@Telligraph Es geht nicht um Kompromisse mit der Natur, sondern mit anderen Akteuren.