Sternbrücke in Hamburg-Altona: Kein Denkmal-Abriss bis Mai
Initiative Sternbrücke sieht Etappensieg bei Gericht, weil die Bahn vorerst keine denkmalgeschützen Bauten abreißt. Andere Häuser hingegen schon.
Die in die Jahre gekommene Brücke in Hamburg-Altona soll für 125 Millionen Euro durch ein größeres, dem Autoverkehr gerecht werdendes Modell ersetzt werden, wogegen sich im Stadtteil erbitterter Widerstand formiert hat. Erst am Donnerstag hatte der Umweltverband „Prellbock Altona“ einen Eilantrag bei Gericht eingereicht. Der mehr als 70 Seiten umfassende Antrag begründe ausführlich, warum die Brücke nicht wie geplant durch eine „schlecht geplante Monsterbrücke“ ersetzt werden dürfe, sagte Sprecher Michael Jung.
Damit die Richter ausreichend Zeit für eine Entscheidung hätten – ohne dass die Deutsche Bahn weiter Tatsachen schaffe – habe Prellbock Altona das Gericht am Mittwoch zudem gebeten, einen Baustopp anzuordnen. Ein Gerichtssprecher sagte daraufhin am Donnerstag, das Gericht müsse sich nun einen Überblick verschaffen. Wann eine Entscheidung falle, sei unklar.
Doch nun hat der Antrag zumindest das Moratorium erwirkt. „Das OVG hat zum einen unsere Klage angenommen und möchte sich Zeit zur Prüfung nehmen“, erklärte Jung am Freitag. „Zum Zweiten musste die Deutsche Bahn aufgrund der Intervention des OVG denkmalgeschützte Gebäude erhalten.“
Allerdings umfasst der Abriss-Stopp nicht die Gebäude unmittelbar neben der Brücke in der Stresemannstraße 117 und Max-Brauer-Allee 213 bis 217, die nicht unter Denkmalschutz stehen. An einem der Häuser sind schon die Dachziegel abgedeckt.
Die Bahn will trotzdem weiterbauen
Ein DB-Sprecher sagte auf taz-Nachfrage: „Über den Eilantrag wird zu gegebener Zeit entschieden. Vorher wird die DB keine denkmalgeschützten Gebäude abbrechen.“ Die Bahn könne aber im Rahmen des sofort vollziehbaren Planfeststellungsbeschlusses die Bauarbeiten für eine neue Sternbrücke fortsetzen. Ein so genannter Hängebeschlussantrag beim Oberverwaltungsgericht, mit dem noch vor dem Wochenende völliger Baustopp hätte erwirkt werden sollen, sei wieder zurückgezogen worden.
Dagegen appellierte die Sternbrücken-Initiative an Politik und DB, „Konsequenzen aus der Intervention des OVG zu ziehen“ und die Bauarbeiten insgesamt zu stoppen. „Jetzt mit Verwüstungen um die Sternbrücke fortzufahren, ist unverantwortlich“, sagt Sprecherin Marlies Thätner. Nötig sei eine Neuplanung, die Eingriffe in das Stadtbild „minimiert“. Der Sprecher Axel Bühler sagte: „Wir wollen kurzfristig in Neuplanung und Wettbewerb unter Beteiligung der Bürger:innen einsteigen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins