Stellenstreichungen bei Audi: Fürchtet euch nicht!
Die Aufgeregtheit um die Stellenstreichung bei Audi ist etwas übertrieben. Sie zeigt aber, dass es der deutschen Industrie nicht besonders gut geht.
E igentlich gibt es keinen Grund zur Sorge: Audi will 7.500 Stellen abbauen – bis zum Jahr 2025. Das ist noch lange hin. Zudem ist garantiert, dass niemand seinen Job verliert. Die Fluktuation bei den Angestellten reicht aus, um den Stellenschwund zu kompensieren.
Trotzdem war es den Nachrichtenagenturen eine Eilmeldung wert, dass Audi Stellen streicht. Diese Aufgeregtheit mag zwar etwas übertrieben wirken, aber sie spiegelt wider, dass es der deutschen Industrie nicht besonders gut geht.
Momentan lässt sich in Deutschland eine eigenartige Spreizung beobachten: Der Konsum brummt noch, aber das produzierende Gewerbe leidet seit mehr als einem Jahr an einem Abschwung. Diese Flaute trifft nicht nur die Autokonzerne, sondern auch andere Betriebe wie etwa die Maschinenbauer. Daher löst es sofort allgemeine Nervosität aus, wenn eine Firma ankündigt, dass sie Stellen abbauen will. Prompt steht die Frage im Raum: Läuft die Konjunktur noch schlechter als gedacht?
Diese Sorge ist verständlich, lässt sich aber nicht an den Audi-Plänen festmachen. Dort greift ein anderer Mechanismus: Der Konzern will seine Gewinne steigern. 7.500 Stellen werden mittelfristig gestrichen, um bis 2029 insgesamt zusätzliche 6 Milliarden Euro an Profit zu erwirtschaften.
Die eigentliche Nachricht ist also, dass Audi offensichtlich nicht glaubt, dass sein Autogeschäft noch expandieren wird. Wenn die Verkäufe aber nicht mehr steigen, dann lassen sich zusätzliche Gewinne nur generieren, indem man verstärkt rationalisiert und Personal einspart.
Audi ist jedoch nicht repräsentativ für die Autobranche. Anderen Herstellern wie etwa BMW geht es deutlich besser. Es wäre also zu früh, das Ende der SUVs anzukündigen – so erfreulich es für das Klima wäre.
Kurz: Die Nachrichten aus Ingolstadt sind wenig aufregend. Audi denkt wie jede Firma über die eigene Zukunft nach, baut daher ein paar Stellen ab, aber niemand verliert seinen Job. Das war’s. Der Rest ist Projektion.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“