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Daimler streicht 10.000 StellenAuslaufmodell Autobau

Der Arbeitsplatzabbau in der deutschen Autoindustrie hat Konjunktur. Nun will auch Daimler massiv kürzen. Die Mitarbeiter sollen freiwillig gehen.

Der Mercedes Stern dreht sich auf dem Turm des Bahnhofs in Stuttgart Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Hamburg/München rtr/dpa/taz | Nach Audi und BMW hat mit Daimler binnen weniger Tage der dritte große Autohersteller in Deutschland einen massiven Stellenabbau angekündigt. Man hab sich mit dem Betriebsrat auf ein Sparpaket geeinigt, teilte der Stuttgarter Konzern am Freitag mit. Dazu seien Maßnahmen zur Kostensenkung und zum sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen vereinbart worden.

Mindestens 10.000 Mitarbieter in der Verwaltung will der Konzern zum Ausscheiden bewegen. „Die Zahl wird im niedrigen fünfstellig Bereich liegen“, sagte Personalvorstand Wilfried Porth am Freitag. Ziel sei, Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden zu gewinnen. Betriebsbedingte Kündigungen blieben bis Ende 2029 ausgeschlossen, bekräftigte er. In der Produktion sei kein Stellenabbau geplant.

„Wir werden die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten“, erklärte Porth. Frei werdende Stellen sollen nicht wiederbesetzt werden. Außerdem will der Konzern das Angebot zur Altersteilzeit erweitern und plant in Deutschland zudem ein Abfindungsprogramm.

Daimler hatte bereits Mitte November angekündigt, ein Sparprogramm zu starten. Ziel ist es, die Personalkosten bis Ende 2022 um rund 1,4 Milliarden Euro zu senken und die Zahl der Management-Stellen weltweit um zehn Prozent zu kürzen.

Auch Audi und BMW streichen Stellen

Die Volkswagen-Tochter Audi will ebenfalls mit einem radikalen Sparkurs aus der Krise kommen. Bis 2025 streicht die vom Dieselskandal erschütterte Volkswagen-Tochter in Deutschland 9.500 Stellen – jeden sechsten Arbeitsplatz. Zugleich will Audi allerdings 2.000 neue Stellen in Bereichen wie Elektromobilität und Digitalisierung schaffen.

Auch BMW spart beim Personal, kommt allerdings ohne tiefe Einschnitte aus. Der Autobauer einigte sich mit dem Betriebsrat diese Woche unter anderem auf eine niedrigere Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter. Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter soll unter dem Strich stabil bleiben.

„Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte“, erklärte Daimler. Alle traditionellen Hersteller stehen unter Druck, Milliardensummen in die Einführung von Elektroautos und andere Zukunftsgeschäfte zu investieren.

Elektroautos machen weniger Arbeit

Gewerkschaftern und Betriebsräten bereitet ein allzu rascher Umstieg auf die E-Mobilität Kopfzerbrechen. Elektroantriebe bestehen nur aus einem Bruchteil der Komponenten, aus denen Verbrennungsmotoren zusammengesetzt sind – es fällt weniger, dafür aber hoch spezialisierte Arbeit an.

Eine Analyse des Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen kam zu der Einschätzung, dass bis 2030 fast 234.000 Stellen bei Herstellern und Zulieferern in Deutschland wegfallen könnten. Gleichzeitig sollen nur 109.000 Jobs in Entwicklung und Produktion von E-Autos dazukommen.

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7 Kommentare

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  • Eine hervorragende Gelegenheit, für die FFF und ER Bewegungen, die Zukunftsfähigkeit ihrer Forderungen zu beweisen und diese Menschen direkt in den sauberen und ökologisch nachhaltigen Gewerben der Zukunft in Lohn und Brot zu bringen.



    Damit und einer guten Portion Paechschem Postwachstumsverzicht, reicht es sicher immer noch fürs Studium des Nachwuchses in Berlin und dass die Glücklichen Eltern nicht gleich zur AfD überlaufen. Da weiß die Luisa aber sicher besser Bescheid wie ich.



    Ich fürchte aber schon in ein paar Monaten hat auch der Robert deutlich mehr zu erklären, als den Unterschied zwischen Schul-und homöopathischer Medizin.

  • Entscheidend ist, dass die Aktionäre nicht durch ein schlechtes Börsenklima verunsichert werden. Daimler baut im Ausland ungebremst ihre breitarsch Fossile, und in DE die E-Mobile mit Milliarden Subventionen, um den europäischen Grenzwert von 95g/km CO2 für ihre Fahrzeugflotte einhalten zu können.

    Wir zahlen gern! Auch noch die Sozialversicherungsbeiträge für die "nicht neu besetzten Stellen", selbstverständlich auch die entfallenden Rentenversicherungsbeiträge und die Sozialpläne, bei den übrigen Autobauern!

    Der Klimawandel ist ein Modellbeispiel dafür, wie aus einer ökologischen Gefahrensituation eine ökonomische Zukunftsgarantie für steigende Gewinne und Renditen gehäkelt wird!

    • @Drabiniok Dieter:

      Wir wollen, dass Ihr in Panik geratet!

      Wie wäre es mit Fakten? Daimler beschäftigte 2018 knapp 300.000 Arbeitnehmer, ein Abbau von 10.000 würde nur wieder den Stand von 2017 bedeuten (289.530). Zwischen 2010 und 2018 wuchs der Mitarbeiterstand bei Daimler von 260.000 auf 300.000. Für die 40.000 zusätzlichen Arbeitsplätze wurde Daimler medial, soweit für mich erkennbar, keine Kränze geflochten...

  • Unsere Autoindustrie geht den Bach runter, und die weltbesten Dieselantriebe mit ihr. Die Chinesen (Akkutechnologie) und Trump (Benzinmotore und Tesla) lachen sich kaputt. Deren PR-Aktion gegen deutsche Diesel-PKW ist auf ganzer Breite ein Erfolg. Viele Menschen gehen auch hierzulande dem E-Mobil-Hype auf den Leim, und glauben an den "sauberen Strom aus der Steckdose". Und in USA können GM und Ford wieder in aller Ruhe benzingetriebene PKW verkaufen.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Der Erwin:

      der weltbeste dieselantrieb ist immer noch ein dieselantrieb.



      der dinosaurier kommt nicht wieder zurück.



      brennstoffzellen, wasserstoff und co. wurden in den 1990er jahren in deutschland nicht weiterentwickelt, mangels politischer zielsetzungen und dank des hinzugewonnenen asiatischen marktes für weiter-so-autos. jetzt kommt die quittung.

      • @90118 (Profil gelöscht):

        Aber ist nicht ein kleiner 4,5 Liter (Benziner...)Polo unterm Bilanz-Strich ökologischer als jeder Tesla?

    • @Der Erwin:

      die AFD hat gesprochen!



      Einfach mal Fakten lesen uns verstehen:



      In China dürfen bald keine Verbrenner mehr verkauft werden und das ist der größte Markt.



      Da kann der deutsche Wutbürger mit dem Huf aufstampfen wie er will.