Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen: Hubertus Knabe aus Knast entlassen
Nach turbulenten Monaten hat der Stiftungsrat der Gedenkstätte nun entschieden: Hubertus Knabe ist von seinem Amt entbunden.
Insbesondere erst kürzlich bekannt gewordene Vorwürfe mehrerer Mitarbeiterinnen gegen Knabes Stellvertreter, Helmuth Frauendorfer, wegen sexueller Belästigung haben den endgültigen Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Einstimmig entschied der Stiftungsrat auf die Entlassung Knabes, der Frauendorfer seinerseits erst am Montag von seiner Funktion entbunden hatte.
In den vergangenen Monaten standen die Gedenkstätte und ihr Leiter wiederholt in der Kritik. Insbesondere mit Vorwürfen zu großer AfD-Nähe im Umfeld der Gedenkstätte musste sich Hubertus Knabe mehrfach auseinandersetzen. Im Juni trennte sich die Gedenkstätte von ihrem Mitarbeiter Siegmar Faust, der den Holocaust verhamloste und in einem Interview Sympathien für die AfD äußerte.
In einem Konflikt im Förderverein warf dessen Schriftführer, der frühere DDR-Bürgerrechtler Stephan Hilsberg, Knabe vor, die Augen vor einer rechten Unterwanderung zu verschließen. Der Vorsitzende des Vereins und gelegentliche Kolumnist für die rechtspostille Junge Freiheit, Jörg Kürschner, hatte sich für eine Aufnahme des Berliner AfD-Vorsitzenden Georg Pazderski stark gemacht.
In Folge der Auseinandersetzung beendete die Gedenkstätte die Zusammenarbeit mit ihrem Förderverein. Ein Ausschlussantrag gegen Hilsberg wurde wieder zurückgezogen.
Für Irritationen im Stiftungsrat dürfte auch das Bekanntwerden eines neuen Großprojektes der Gedenkstätte gesorgt haben. 5 Millionen Euro, also erheblich mehr als der reguläre Jahreshaushalt, waren eingeworben worden, um zu Extremismus zu forschen, was von einigen Seiten als zu weite Auslegung des Stiftungszwecks gedeutet wird. Der betont als Kernaufgabe die Erinnerung an Verbrechen der SED-Diktatur.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga